Austauschjahr - New Year, New Host Family!

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大家好!

Dajia hao!



Vor heute genau zwei Wochen war es dann also auch für mich soweit: Der Wechsel in die zweite meiner drei Gastfamilien stand an. Anders als bei anderen Austauschprogrammen, ist es bei Rotary Youth Exchange üblich, dass man mehrere Gastfamilien hat; Meistens drei. Das soll dem Austauschschüler einen weiteren, tieferen Einblick in verschiedene Familien und somit auch verschiedene Lebensstile geben, womit man die Kultur des Landes auch noch einmal besser kennelernt. 

Nachdem meine erste Gastfamilie mich noch ein bisschen länger bei sich behalten wollte, wechselte ich erst nach etwas mehr als 4 Monaten, anstatt 3.5, zu meiner zweiten. Ich wurde von meinen Freunden oft gefragt, ob ich mich auf den Wechsel "freue" und meine Antwort war immer: "Jein". Es waren gemischte Gefühle, die mitspielten. Einerseits hatte ich mich so gut an meine erste Gastfamilie gewöhnt, fühlte mich dort zu Hause und verstand mich super mit allen. Andererseits freute ich mich auch einmal wieder auf eine Veränderung des inzwischen eingetroffenen Alltags. Und die erlebte ich definitiv. Denn meine erste und zweite Gastfamilie sind total unterschiedlich. Während meine erste noch eher ein bisschen westlicher geprägt ist, ist meine zweite viel traditioneller und kann kein Wort Englisch. Dadurch wird mein Chinesisch natürlich noch schneller besser, da ich gar nicht mehr auf Englisch ausweichen kann, wenn ich ein Wort nicht weiss, sondern alles auf Chinesisch sagen muss. Das an sich ist kein Problem, da es mit der Verständigung super klappt. Auch als wir die Fragen des "First Night Questionnaire" durchbesprachen, den man mit der neuen Gastfamilie ausfüllen soll, damit keine Missverständnisse entstehen und man weiss, wie es im Haushalt läuft, verstand ich ziemlich alles von dem, was meine Gastmutter mir sagte. Allerdings habe ich manchmal ein Problem, sie zu verstehen. Denn sie redet, sogar für taiwanesische Verhältnisse, unglaublich schnell und undeutlich.. Sogar meine erste Gastmutter sagte zu mir, als ich sie darauf ansprach, dass sie manchmal Mühe habe, sie zu verstehen. Wie soll denn ich das können? Ich, die vor noch etwas mehr als vier Monaten kein einziges Wort Chinesisch sprach? Ich ermahne sie also immer, dass sie langsamer sprechen soll - normales Tempo, nicht als wäre ich doof - und das macht sie dann auch. Zumindest für eine Minute und in dieser verstehe ich sie wunderbar. Dann geht es wieder im vollen Affenzahn weiter und ich verstehe wieder nur ein Viertel von dem, was sie sagt.. Und immer darauf aufmerksam machen, kann ich sie ja auch nicht. Naja, ich hoffe jetzt, dass entweder sie sich ein bisschen anpasst oder ich sie möglichst bald auch verstehe, wenn sie mir sprachlich davonrennt. Mit meinem Gastvater habe ich viel angenehmere Gespräche, da er in normalem Tempo redet und ich es somit verstehe. Jeden Morgen fahren wir zusammen von meinem neuen zu Hause nach Nantou; Ich muss zur Schule und er zur Arbeit. Denn ich wohne jetzt nicht mehr in der kleinen Stadt mit 100'000 Einwohnern, sondern in einem Dörfchen namens "Zhongxing New Village" (中興新村), 20 Autominuten von Nantou entfernt. Dieses ist aber nicht ein gewöhnliches taiwanesisches Dorf, sondern hat noch ziemlich viel taiwanesische Geschichte (hier nachzulesen) und ist sehr süss und gepflegt. Ich würde sogar behaupten, dass hier an den Wochenenden mehr los ist als in Nantou! ;) 




Mit dem Bus (inkl. Weg zur Bushaltestelle von unserem Haus) geht es eine halbe Stunde bis nach Nantou. Meine Gasteltern waren überrascht, dass es für mich absolut kein Problem war, einfach den Bus zu nehmen, obwohl es nun wirklich nicht schwer ist. Taiwanesen sind sich einfach von ihren eigenen Kindern nicht gewöhnt, dass diese in meinem Alter so selbstständig handeln und unabhängig sind, das wird mir in meiner zweiten Gastfamilie jeden Tag aufs Neue bewusst. Sie können kaum fassen, dass ich ohne Schwierigkeiten alleine nach Taipei kann - geschweige denn Taichung. Dieses Wochenende verbringe ich bei Friede, der deutschen Austauschschülerin in Taichung und ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für ein Aufwand war. Meine Gastmutter hat ungefähr 10 Minuten mit der Gastmutter von Friede telefoniert und diese ausgefragt, damit sie auch ja sicher sein konnte, dass mir nichts Schlimmes passiert und wir keine Dummheiten machen. 

Also ich muss schon sagen: Manchmal komme ich mir hier schon vor wie ein kleines Kind.. Aber laut meiner dritten Gastschwester ist meine dritte Gastfamilie viel lockerer und dort kann ich dann auch wieder etwas spontaner sein. Bis dahin gilt: Andere Familie, andere Sitten.


Meine Gastgeschwister wohnen - wie in meiner ersten Gastfamilie - nicht mehr zu Hause. Ich bin also nicht nur in der Schweiz Einzelkind (einmal abgesehen von meinen drei Brüdern, die in meiner Familie als Austauschschüler waren), sondern auch noch in zwei meiner Familien in Taiwan.. Mein Gastbruder ist im Studium und meine Gastschwester arbeitet schon. Beide sind total nett und ich verstehe mich wunderbar mit ihnen, obwohl ich sie noch kaum kenne. Vor zwei Wochen, als ich umgezogen bin, sind sie mit mir mit dem Bus nach Nantou gefahren, haben mit mir "Cereals" und Milch gekauft (mein Frühstück anstatt Reis) und mich auf einen Schokoladen-Smoothie eingeladen. Als ich diesen selber bezahlen wollte, meinte meine Gastschwester, dass ich das sicher nicht müsse. Denn als sie ihren Austausch nach Brasilien gemacht hat, sei sie auch sehr gut behandelt worden. Das ist doch wieder ein Paradebeispiel dafür, das aus Gutem wieder Gutes kommt. Wird man gut behandelt, behandelt man Andere auch wieder gut - daraus entsteht ein positiver (Teufels-)Kreis, sozusagen! ;) 


Der Umzug brachte für mich, wie schon gesagt, viele Veränderungen mit sich. In meiner ersten Gastfamilie war ich, zugegeben, ziemlich verwöhnt gewesen, denn wir hatten eine Putzfrau und ich sogar mein eigenes Badezimmer. Jetzt dusche ich jeden Tag in einem Badezimmer, in dem es keine richtige Dusche
hat, sondern "nur" einen Duschhahn. Das Wasser läuft dann durch ein Loch im Boden ab und der ganze Boden ist dadurch nass, weil das Badezimmer nicht sehr gross ist. Ich finde es eigentlich überhaupt nicht schlimm. Aber es ist mühsam, wenn ich mich nach dem Duschen noch im Badezimmer anziehen muss, da ich ja nicht einfach mit dem Badetuch umgeschlungen durchs Haus laufen kann. Es ist schon eine ziemliche Anstrengung, auf einem Fuss auf einem nassen Badezimmerboden zu balancieren, währenddem man den anderen mit dem Duschtuch abtrocknet und ins eine Hosenbein schlüpft (natürlich aufpassend, dass nichts den nassen Boden berührt) und dann die ganze Prozedur auch noch mit dem anderen Fuss durchläuft. ^^ 

Neuerdings muss ich auch meine Unterwäsche von Hand waschen, da Taiwanesen nicht mögen, wenn man diese mit den normalen Kleidern wäscht. (Ursprünglich wollten sie sogar, dass ich alle meine Kleider von Hand wasche aber dann fragte ich, ob ich anstelle davon die Waschmaschine benutzen dürfe und das ist jetzt auch in Ordnung.) Ich habe mich bei unserer Chinesischlehrerin erkundigt, was denn daran so schlimm sei und sie meinte, dass Taiwanesen denken, es werde nicht ganz sauber, da sie auch in der Waschmaschine nur mit kaltem Wasser waschen und nicht mit warmem. :) Übrigens ist mein Zimmer direkt neben der Küche und Wäschküche im Erdgeschoss und da die Wände sehr dünn und hellhörig sind, höre ich alles, wenn Jemand in der Küche ist, was vor allem frühmorgens ziemlich doof sein kann. Aber alles ist Gewohnheitssache, nicht? ;) 

Wie zum Beispiel auch, dass man sein grosses Geschäft nur auf der Toilette im Untergeschoss erledigen darf, da wir sonst ein Problem im Haus haben. Man muss sich also immer zuerst überlegen, ob man auf der richtigen Toilette sitzt, bevor.. Naja, ihr wisst schon. ;) 

Gerade im Moment, als ich diesen Post schreibe (ich habe ihn gester Abend geschrieben), sitze ich mit meinen zweiten Gasteltern auf dem Sofa. Wir schauen Nachrichten und jeder macht noch ein bisschen etwas für sich. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als im taiwanesischen Fernsehen plötzlich über die Schweiz geredet und diskutiert wurde, weil der Franken jetzt von heute auf morgen so stark geworden ist aufgrund dessen, dass die Schweizerische Nationalbank keine Euros mehr kaufen will/kann, um den Franken künstlich tief zu halten. Nach dem Lesen des NZZ Artikels (da ich nur etwa die Hälfte des taiwanesischen Fernsehberichts auf Chinesisch verstanden habe) habe ich dann versucht, meinen Gasteltern - auf Chinesisch - zu erklären, was in der Schweiz und Europa gerade abläuft und was die Probleme aber auch Gründe sind. Ich habe es sogar noch recht gut hinbekommen und nebenbei noch  die chinesischen Wörter für Inflation und Export gelernt. ;) 

Gerade wünschte ich, zu Hause im Wirtschaftsunterricht zu sitzen und darüber zu diskutieren! Das wäre unglaublich spannend! Anstatt dessen verfolge ich eben alles aus 10'000 Kilometern Entfernung - nicht weniger gespannt auf das, was in den folgenden Wochen passieren wird. 


Das war es wieder von mir - fürs Erste! 

Bis ganz bald! 


Alles Liebe, 

Danielle









1 Kommentar :

Unknown hat gesagt…

Diese Familienwechsel hätten als auch ihre Vorteile, interessant :)

Kannst mich ja auch fb ansprechen wenn du über die Wirtschaft diskutieren möchtest^^