Taiwan – One weekend in Nantou and my first week of school

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Meine lieben Blogleser


Kaum zu glauben, dass mein letzter Blogpost schon wieder 9 Tage her ist... Die Zeit vergeht momentan wie im Flug! Und zwar hatte ich – auch wenn ich gewollt hätte – die vergangene Woche wirklich absolut keine Zeit für einen Post, weil ich so vielbeschäftigt bin seit dem Schulanfang letzten Montag. Letztes Wochenende war ich zudem in Nantou, wo ich natürlich keine Zeit hatte, mich mit Blogposts rumzuschlagen, da ich zu beschäftigt war, Sachen mit meinen Gastfamilien zu erleben! ;-)

Nun nehme ich mir aber Zeit für eine Zusammenfassung der letzten Woche – auch für mich selbst, um sie noch einmal durchzuspielen und die schönen Momente abermals "zu erleben".

Wochenende in Nantou

Bild von Lawyer Baba, Doris Mama und mir auf dem Büchergestell
Nachdem ich am Freitag Mittag meine Schulbücher in der Sprachschule kaufen gegangen bin, nahm ich am frühen Nachmittag die High Speed Rail von Taipeh nach Taichung (dauert nur eine Stunde anstatt wie mit dem Fernbus dreieinhalb bis vier Stunden), wo mich mein erster Gastvater, Lawyer Baba, abholte. Es war ein freudiges Wiedersehen, auch wenn wir uns das letzte Mal im August gesehen hatten, wo meine ersten Gasteltern und ihre zwei Töchter, Ting Ting und Tien Tien, bei uns in der Schweiz auf Besuch waren. Als Erstes fragte mich Lawyer Baba, ob ich meinen internationalen Führerschein hätte, was ich bejahte, denn ich hatte diesen kurz vor meiner Abreise noch machen lassen (hauptsächlich, um Ende Mai ein Scooter mieten zu können und mit Marthe, meiner norwegischen Freundin, die damals auch einen Austausch in Taiwan gemacht hat, die Ostküste entlangzufahren wenn sie Ende Mai für zwei Wochen nach Taiwan kommt – dazu gibt es dann sicher auch einen Blogpost!). Allerdings traute ich mir in diesem Moment noch nicht zu, auf Taiwans Strassen zu fahren. Als wir dann aber im Auto sassen und Lawyer Baba fuhr, merkte ich, dass es trotzdem kein Problem gewesen wäre – kaum Verkehr und die grösste Strecke nur Autobahn. Deshalb fuhr ich dann am nächsten Tag, wo wir Nainai, meine taiwanesische Grossmutter, in ihrem neuen zu Hause besuchten (dazu später mehr).

Im Auto tauschten Lawyer Baba und ich uns bereits zur Genüge aus und führten dies gleich noch auf dem Sofa weiter, als wir "nach Hause" kamen und Doris Mama dort auf uns wartete. Nachdem ich mich in meinem alten Zimmer einquartiert hatte, meditierte ich mit Lawyer Baba dann noch eine halbe Stunde und spielte anschliessend auf dem Klavier im Wohnzimmer (@Grosi: Ich vermisse dich und das tägliche Klavierspielen...). Danach machten wir uns auf den Weg zum Geburtstagsessen eines Rotariers des Nantou Rotary Clubs, der seinen achtzigsten Geburtstag feierte. Es war sehr süss, wie sich alle freuten, mich wiederzusehen und natürlich durften auch ihre Bemerkungen, wie schlank ich wieder geworden war (nachdem sie mir in Taiwan immer und immer wieder gesagt hatten, wie dick ich geworden sei) nicht fehlen... Typisch Taiwan. ^^ Die Gespräche beim Essen an sich war dann nicht so spektakulär, weil alle immer Taiwanesisch redeten, wodurch ich nichts verstand und einfach nur höflich lächelte. In diesem Moment wurde mir sehr stark bewusst, dass ich mich nicht mehr zurück in mein Austauschjahr sehne – damals waren solche "langweiligen" Abendessen an der Tagesordnung und auch die wöchentlichen Rotary Meetings, die fast immer auf Taiwanesisch abgehalten wurden, vermisse ich wirklich nicht. Natürlich gab es viele andere tolle Dinge, die ich vermisse, aber solche Abendessen gehören definitiv nicht dazu. Ich bin sehr froh, meine Abende nun selber gestalten zu können und vor allem selber zu entscheiden, was und wie viel ich essen möchte – kingt so selbstverständlich, ist es aber nicht, was jeder weiss, der in Taiwan ein Austauschjahr gemacht hat.

Nach dem Abendessen statteten wir CY Uncle und seiner Frau Beth einen Besuch ab, die uns leckeren Cheesecake (sie lebten knapp 30 Jahre in New Jersey, USA) und Früchte servierten. Das ältere Ehepaar, mit welchem ich im Austauschjahr einige Dinge unternommen hatte (zum Beispiel brachten sie mir bei, wie man Dumplings macht) und welche ich sehr süss finde, weil sie über 60 Jahre verheiratet sind und trotzdem immer noch liebevoll miteinander umgehen und Händchen halten (#couplegoals), half mir nämlich, dass ich jetzt in dieser Wohnung in Taipeh wohnen kann. Debbie, bei der ich diese drei Monate wohnen darf, ist nämlich die Tochter von CY Uncles bestem Freund und sie sind wie Familie. An Chinese New Year ist CY Uncle dann eingefallen, dass er ja Debbie fragen könnte, ob ich bei ihr wohnen dürfte, wodurch das alles dann geklappt hat. Ich bin echt dankbar, dass ich diese Möglichkeit bekam! Denn erstens war die Wohnungssuche von der Schweiz aus über Facebook ziemlich mühsam und zeitraubend und zweitens ist es toll, mit Debbie zusammen zu wohnen, denn wir verstehen uns super und haben anregende Gespräche und auch ist die Wohnung echt gross, schön und sauber und an einer super Lage (ich muss nur 15 Minuten laufen und bin beim Taipei101). Zusätzlich darf ich mein Toilettenpapier in die Toilette werfen – was für ein Luxus! ^^ (Für die, die es nicht wissen: In Taiwan wird das Toilettenpapier normalerweise in den Abfalleimer geschmissen.)

Die Nacht habe ich dann bei meiner ersten Gastfamilie verbracht und ich habe zum ersten Mal seit meiner Ankunft sehr gut geschlafen, denn ich hatte keine Mücken im Zimmer. In Taipeh hatten wir nämlich aus unerfindlichen Gründen plötzlich sehr viele Mücken in der Wohnung und jedes Mal, wenn ich fast eingeschlafen bin, hörte ich dieses mühsame Surren an meinem Ort... Natürlich war ich jedes Mal gleich wieder wach. Ausserdem ist mein ganzer Körper voll verstochen, besonders meine Füsse: Am Freitag habe ich acht Mückenstiche an nur meinem linken Fuss gezählt, wodurch ich annehme, dass ich diesen wohl in der Nacht jeweils rausstrecke und er nicht unter der Bettdecke und somit in Sicherheit vor den fiesen Mücken war... 


Ich beim Autofahren in Taiwan

Am Samstag Morgen statteten wir, wie bereits erwähnt, Nainai einen Besuch ab. Als ich in meinem Austauschjahr war, hat sie noch bei Lawyer Baba und Doris Mama gewohnt, wodurch wir uns immer gesehen und – als mein Chinesisch dann gut genug war – auch oft geredet hatten. Vor ca. zwei Jahren ist sie dann aber umgezogen – ins Haus von Lawyer Babas jüngerem Bruder, das Haus, welches sie mit ihrem Mann gebaut und in welchem sie die Kinder grossgezogen hatte. Sie freute sich sehr mich zu sehen und umarmte mich herzlich. Dann nahm sie ein altes Fotoalbum hervor und zeigte mir Bilder von ihr mit ihrem Mann, als dieser noch lebte. Man sah ihr ihren Stolz richtig an, dass sie so einen "shuai ge" (gutaussehenden Mann) geheiratet hatte. ;-) 







Ich mit Nainai
Lawyer Baba und ich beim Mittagessen

Mein Bett mit Mückenschutz...
Nach dem Besuch bei Nainai brachten wir zuerst Ting Ting, meine Gastschwester, nach Taichung, von wo aus sie dann mit einer Cousine nach Tainan ging. Die Cousine, Dan Wei, hatte damals im Oktober 2014 geheiratet und ich durfte am Fest dabei sein. Nun hat sie bereits eine Tochter und ist mit dem zweiten Kind schwanger. Auch sie und ihre Tochter zu sehen – auch wenn es nur kurz war – war eine wahre Freude. Anschliessend fuhren Lawyer Baba und ich zurück nach Nantou, wo wir ein Mückennetz für mein Bett in Taipeh kaufen gingen. Die Idee kam von Doris Mama und ich fand sie auf Anhieb super, denn sie klang nach einer perfekten Lösung für mein Mücken(stich)-Problem. Nach unserem Einkauf statteten wir dem "Victor Coffee" einen Besuch ab, in welches Alex und ich in unserem Austauschjahr oft gingen, da es so gemütlich und "westlich" eingerichtet war. Dort philosophierten Lawyer Baba und ich über so Einiges – genau wie während meines Austauschjahres – zum Beispiel, dass Ehebruch in Taiwan gemäss geltendem Recht strafbar ist und ob das gut so ist oder nicht. Und Lawyer Baba brachte mir zusätzlich ein paar chinesische Sprichworte bei. Eines, welches mir besonders geblieben ist und eigentlich kein Sprichwort ist, will ich gerne mit euch teilen. Und zwar heisst es übersetzt "God's Secret" und geht so:
Man nimmt beide Hände und hält sie so zusammen wie Lawyer Baba auf dem Bild rechts.

Die Finger stehen jeweils für die wichtigsten Personen im Leben eines Menschen: Die Daumen für die Eltern, die Zeigefinger für die Geschwister, die Mittelfinger für die Freunde (wobei Lawyer Baba findet, dass diese nicht so wichtig sind – etwas, wo ich ihm widersprechen musste – und die Fingerkuppen deshalb nicht aufeinander liegen, sondern quasi "Rücken and Rücken"), die Ringfinger für den Ehemann oder die Ehefrau und die kleinen Finger für die eigenen Kinder.
Nun ist die Auffassung die, dass all diese Personen im Leben irgendwann auf irgendeine Art und Weise wegfallen: Die Eltern sterben vielleicht irgendwann, die Geschwister gründen eine eigene Familie, Freunde kommen und gehen (wobei ich, wie gesagt, nicht zu ganz zustimme) und auch die eigenen Kinder haben irgenwann ihr eigenes Leben und gründen ihre eigene Famillie. Die einzige Person, die bleibt, ist der Ehemann oder die Ehefrau und diese zwei Finger lassen sich, wenn man die Hände so hält wie Lawyer Baba auf dem Bild, auch nicht auseinandernehmen. Süss, oder? ;-)

Am späten Nachmittag holte mich dann mein dritter Gastvater ab und wir fuhren zu seinen Eltern in Zhongli, ca. 20 Minuten von Nantou entfernt. Meine Gastmutter war bereits dort und half ihrer Schwiegermutter beim Kochen (Ama, die Grossmutter, kocht übrigens himmlisch!). Dort sangen wir eine Runde Karaoke (ich kann meinen chinesischen Song, Xiao Cheng Gushi 小城故事, immer noch, was meine dritte Gastfamilie natürlich sehr freute) und assen zu Abend. Danach fuhren wir zurück nach Nantou, wo wir Zoe, meine Gastschwester, kurz zu ihrem Nachhilfeschüler brachten und anschliessend zu einem Tempel zum "worshippen" gingen, wo wir auch während meines Austauschjahres oft waren. Als Zoe wieder zu Hause war, kauften wir auf der gegenüberliegenden Strassenseite taiwanesische Snacks (obwohl ich eigentlich schon komplett satt vom leckeren Abendessen war), assen diese im Wohnzimmer und genossen dazu Rotwein, wie wir das auch oft in meinem Austauschjahr an den Wochenenden gemacht hatten. Hierbei muss man noch sagen, dass Taiwanesische Snacks nicht irgendwie Chips oder Nüsschen oder dergleichen sind, sondern Sachen, die man eigentlich auch zu Abend essen könnte, wie frittiertes Hühnchen. Ich war danach also mehr als voll und in diesem Moment wirklich äusserst dankbar, dass ich jetzt die Freiheit habe, selber zu entscheiden, was und vor allem wie viel ich esse, denn ein "ich bin wirklich voll" wird einfach nicht akzeptiert, was ich auch am nächsten Tag wieder bei eigenem Leib erfahren musste. 
Der Abend mit meiner dritten Gastfamilie war echt schön und ich habe es genossen, mich so lange mit ihnen über alles Mögliche auszutauschen. Es war zudem schön, als sie mir sagten, dass sie finden, dass ich einen super Weg wähle – einerseits das Zwischenjahr mit Arbeitserfahrung sammeln und nun zurück nach Taiwan kommen und andererseits auch meine anderen Pläne für die Zukunft mit Studium an der Uni St. Gallen. Es gibt einem einfach ein gutes Gefühl, wenn einem die eigene Familie (und das sind sie ja für mich – nebst meiner Schweizer Familie natürlich), so unterstützt.

Abendessen
Im Tempel
Taiwanesischer Abend-Snack


Am Sonntag Morgen ging ich mit Zoe zum Brunch und genoss ein Mais-Eieromelette (玉米蛋餅) – hach, wie sehr ich das vermisst hatte! Es war schön, mit ihr alleine Zeit zu verbringen und uns über Sachen auszutauschen, die uns Sorgen als auch Freude bereiteten. Zoe ist für mich nicht nur meine Gastschwester, sondern auch eine richtig gute Freundin. Leider musste sie nach unserem Frühstück zurück nach Taichung, um sich dort für die Uni vorzubereiten. Meine Gasteltern nahmen mich dann mit zu einem Tempel ziemlich "ab vom Schuss" – irgendwo auf einem Hügel über holprige Strassen und durch viel Wald und Natur. Unterwegs assen wir dann zu Mittag (knapp zwei Stunden nach Zoes und meinem Frühstück, ich hatte also überhaupt keinen Hunger). Am letzten Wochenende war irgendein spezielles Fest, bei dem alle beten/"worshippen" gehen, also war der Tempel recht voll mit Leuten. Ich machte mit meiner Gastmutter noch einen kurzen Spaziergang in der Umgebung des Tempels, wo alle möglichen Früchte und auch spezielle Beeren wuchsen. Zudem liess ich mich noch "segnen" oder wie man dem sagen soll (siehe nachfolgende Bilder). Wir verbrachten etwa zweieinhalb Stunden beim Tempel und fuhren dann zurück nach Nantou, wo mich meine Gastfamilie zum Busbahnhof brachte, von wo ich dann den Bus zurück nach Taipeh nahm. Sie statteten mich noch mit einem riesen Sack voller Früchte aus, von welchen ich wahrscheinlich noch einmal eine Woche essen kann, weil es so viele sind. Sie meinen es manchmal einfach fast zu gut mit mir. ;-) 

Nun lasse ich die Bilder einfach für sich sprechen:

Früchte, die mir meine Gastfamilie mitgegeben hat  
Der Tempel, den wir auf dem Weg zum anderen Tempel besucht haben
Mittagessen am Sonntag


Meine 3. Gasteltern unc ich beim Mittagessen





Beim Tempel in den Hügeln



Auf dem Spaziergang

Bananenpflanze








Meine erste Woche Schule bei ICLP (International Chinese Language Program) an der National Taiwan University

Am Montag Morgen hat dann meine Sprachschule angefangen. Pro Tag habe ich vier Lektionen; Drei Lektionen in Klassen mit drei bis vier Leuten und eine Einzellektion. Es ist wirklich sehr intensiv und man lernt unglaublich schnell. Schon nach zwei Tagen habe ich gemerkt, wie ich bereits Fortschritte gemacht habe! Zusätzlich zu den täglichen vier Lektionen muss man zu Hause am Nachmittag und Abend die Stunden des nächsten Tages vorbereiten, denn in den Stunden selbst wird eigentlich nur Wissen überprüft und die Schulbücher braucht man gar nicht. Das Vorbereiten der Stunden dauert ca. fünf oder sechs Stunden pro Tag, das heisst, ich bin wirklich voll ausgelastet und habe die jeden Tag der vergangenen Woche mindestens bis elf Uhr gelernt... Aber ich liebe es! Mir war zwar bewusst, dass ich Lernen vermisst habe aber dass es mir gleich so viel Spass machen würde, hätte ich nicht gedacht! Die vergangene Woche war wirklich sehr anstrengend aber gleichzeitig auch toll und ich bin topmotiviert. :-)

Ein weiterer Grund, warum ich so schnell Fortschritte mache, ist, dass man innerhalb der zwei Stockwerke, in der sich ICLP befindet, nur Chinesisch reden darf – auch mit den anderen Schülern. Es ist also normal, dass wir Chinesisch miteinander reden. Als ich mich dann am Dienstag Mittag Eliza, einer Mitschülerin aus den USA, und ihren Freunden angeschlossen habe, haben wir aber auf Englisch gewechselt – das ist nun mal immer noch die Sprache, die alle am besten beherrschen und auf die man praktisch alles sagen kann, was man will. Es war sehr schön, mit ihnen gemeinsam Mittag zu essen und so neue Freunde zu finden und deren Geschichten zu hören, wie sie bei ICLP gelandet sind. Karin aus Schweden zum Beispiel hat vor einigen Jahren ein Austauschjahr in China gemacht und ist nun nach Taipeh gekommen, um ihr Chinesisch zu verbessern – also ziemlich gleich wie ich. Dann gibt es aber auch viele, die hier frisch angefangen haben Chinesisch zu lernen, wie Eliza, welche in den USA Primarschullehrein war aber gemerkt hat, dass es doch nicht ihr Traumberuf ist, oder solche, die Sinologie studiert haben und jetzt nach Taipeh gekommen sind, um fliessend sprechen zu lernen, wie Dave, dessen Frau ihn nach Taipeh begleitet hat und die jetzt ebenfalls hier wohnt, während er an der Sprachschule fleissig Chinesisch lernt. Die meisten sind ein Stück älter als ich – im Durchschnitt so Ende 20 – weil sie bereits mit ihrem Studium fertig sind und danach nach Taiwan an diese Sprachschule gekommen sind. 

Besonders gefreut hat es mich, dass mir Eliza heute Morgen eine Nachricht geschickt hat, in der sie geschrieben hat, dass es sie wirklich sehr gefreut hat, mich die vergangene Woche kennenlernen zu dürfen. Solche kleinen Sachen sind doch wirklich so viel wert. :-)

Bei einem unserer Mittagessen meinte Eliza, dass ihr erster Eindruck von mir und einer anderen neuen Mitschülerin aus Neuseeland war, dass wir so "polished" und "pretty" (im positiven Sinn) aussehen würden – ganz im Gegensatz zu denen, die schon etwas länger hier sind. Als sie mir das erzählt hat, musste ich lachen, wusste aber genau, was sie meinte. Etwa nach vier Monaten in Taiwan während meines Austauschjahres hatte ich auch ständig das Gefühl, nicht sauber zu sein. Das lag vor allem einfach am feuchtheissen Klima: Man schwitzt, man kriegt unreine, fettige Haut, man wird dick (zumindest wenn man bei einer Gastfamilie wohnt, welche will, dass man immer noch mehr und mehr isst), etc. Ich konnte sie aber beruhigen, denn sobald sie zurück in die USA kehren wird, werden sich diese "Probleme" in Luft auflösen – so war es ja auch bei mir nach meiner Rückkehr in die Schweiz. Dieses Mal habe ich aber nicht vor, es überhaupt so weit kommen zu lassen und habe das Gefühl, das mir das auch schon sehr gut gelingt, denn ich esse normal viel (und auch gesünder als im Austauschjahr) und wasche mein Gesicht regelmässiger, wenn ich das Gefühl habe, es ist fettig, anstatt mit den Händen die ganze Zeit reinzufassen (was ja das Schlimmste ist, was man machen kann). Aber jetzt ist ja auch erst Ende März und die Temperatur daher noch sehr angenehm und die Luftfeuchtigkeit mit etwas über 50% ziemlich gering. Schauen wir mal, wie es Ende Mai aussieht...

Eine andere tolle Bekanntschaft, die ich diese Woche machen durfte, war mit Tiffany: Sie ist ebenfalls aus der Schweiz, hat aber taiwanesische Wurzeln und nahm deshalb bereits in Zürich wöchentlich Chinesischstunden. Jetzt kam sie zu ICLP, um ihr Chinesisch noch einmal auf ein höheres Niveau zu bringen. Wie ich hat sie letzten Sommer die Matura gemacht und hat vor, diesen September an der Uni St. Gallen anzufangen – also ebenfalls wie ich. Bisher hatten wir nur die Gelegenheit, uns auf Chinesisch auf dem Gang zu unterhalten, was aber kein Problem war, da sowohl ihr als auch mein Chinesisch gut genug ist. Ich freue mich aber schon sehr, sie besser kennenzulernen und dann auch mal etwas Schweizerdeutsch reden zu können. Zudem ist es natürlich schön, bereits jetzt Freunde für den Start an der Uni zu finden. :-)

Am Donnerstag habe ich mich für den "Language Exchange" mit taiwanesischen Studenten der National Taiwan University angemeldet. Der Anlass wurde von ICLP organisiert und war ziemlich cool. Nebst den drei taiwanesischen Studenten (wir waren zu fünft in einer Gruppe) habe ich auch Xander aus Neuseeland kennengelernt, dessen "Beruf" es momentan ist, für zwei Jahre an der ICLP Chinesisch zu lernen, denn er wird vom neuseeländischen Aussendepartement dafür bezahlt, damit er danach in China als neuseeländischer Diplomat arbeiten kann! Neuseeland macht das offensichtlich schon länger so (ihre Diplomaten in ein intensiv Chinesisch-Training schicken und erst danach einen Posten auf der Botschaft besetzen lassen), denn gestern Mittag war ich an einer Vorlesung (oder besser gesagt ein Vortrag) zum Thema "Chinesisch und Karriere", welche von zwei Neuseeländern präsentiert wurde, die selbst bei ICLP studiert und danach einen Posten im Commerce and Industry Office angetreten sind. Sie haben vor allem erzählt, was von dem bei ICLP Gelernten sie in ihrem täglichen Arbeitsleben brauchen und was ihnen somit besonders viel gebracht hat. Echt spannend.

Während dem "Language Exchange", der knapp zwei Stunden dauerte, redeten wir viel über die verschiedenen Bildungssysteme unserer Länder, also das der Schweiz, das von Neuseeland und das von Taiwan. Einer der taiwanesischen Studenten meinte, dass bei ihnen die Uni überhaupt nicht anstrengend sei und sie nicht sehr viel lernen müssten, obwohl die National Taiwan University den Ruf der besten Uni des Landes geniesst und nur die besten 10% dort studieren dürfen. Dafür ist die High School sehr anstrengend und die Schüler lernen jeden Tag bis Mitternacht (was ich ja auch in meinem Austauschjahr mitbekommen habe). Nach dem Büffeln in der High School, was eigentlich nur ein Büffeln hin zur Aufnahmeprüfung für die Uni ist (je besser das Resultat, desto besser ist die Uni, in die man eingeteilt wird), hört das Büffeln also fast auf und die taiwanesischen Uni-Studenten haben plötzlich Zeit, auch einmal etwas Anderes zu machen als nur zu lernen. Ich habe das schon einige Male von verschiedenen Seiten gehört und nachdem Peter, der taiwanesische Student, das beim Language Exchange abermals erklärt hat, bin ich nun ziemlich sicher, dass das wirklich stimmen muss. Peter sagte aber auch, dass er das ziemlich besorgniserregend findet, denn von einem Freund, der in den USA studiert, weiss er, dass dieser sehr viel mehr lernt als er selber. Peter denkt, dass das Taiwan einen riesigen Nachteil im internationalen Vergleich beschert, weil es die Unis einfach nicht mit Unis anderer Länder aufnehmen können, was nicht gut ist für Taiwan. Obwohl ich selbst keine Erfahrung an einer taiwanesichen Uni habe, muss ich ihm zustimmen: Dieses System ist wohl nicht die beste Lösung für Taiwan. Ich bin gespannt, was sich in der Zukunft ändern wird.

Nebst dem Thema der verschiedenen Schulsysteme redeten wir auch darüber, was alles Schwierigkeiten beim Chinesisch Lernen sind und Xander merkte dann an, dass es für mich ja nochmals schwieriger sein müsse, da die Schulbücher alle Englisch–Chinesisch sind und Englisch ja nicht meine Muttersprache ist. Ich müsse also Chinesisch via Englisch lernen. Stimmt, allerdings habe ich mir das gar noch nie so überlegt; Wohl auch deshalb, weil ich es nie als Nachteil empfunden hatte, da mein Englisch gut genug ist. Könnte ich nicht gut Englisch, wäre es echt um einiges schwieriger.

Etwas, was noch wichtig zu erwähnen ist, ist, dass ich meinen chinesischen Namen wechseln will. Mein jetziger Name "Zhang Da Niu Er (張大妞兒)" hat mir meine erste Gastfamilie aufgrund der Ähnlichkeit zu meinem englischen, resp. deutschen Namen gegeben, Danielle. Da ich damals aber noch kein Chinesisch konnte, wusste ich nicht, dass dieser Name eigentlich ein Spitzname für Eltern für ihre erwachsenen Töchter ist, sich also eigentlich gar nicht als offizieller Name eignet. Daher müssen viele Taiwanesen auch erst einmal schmunzeln, wenn ich mich ihnen mit diesem Namen vorstelle. Von vielen Seiten kam dann auch immer die Frage, ob ich mir nicht vorstellen könnte, meinen Namen zu wechseln, was ich, nach einigem Überlegen, nun machen werde. Meine one-on-one Lehrerin und eine andere Lehrerin von einer anderen Lektion haben sich dann bereit erklärt, mir bei der Namenssuche zu helfen. Als Erstes musste ich mir überlegen, ob ich wieder einen Namen wollte, der ähnlich klingt wie mein englischer. Allerdings weiss dann gleich jeder Taiwanese oder Chinese, wenn er den Namen liest, dass ich eine Ausländerin bin, weil taiwanesische/chinesische Eltern ihr Kind nicht so taufen würden. Deshalb habe ich mich entschieden, dass ich einen Namen will, der nicht auf den ersten Blick aussieht wie der einer Ausländerin. Anschliessend habe ich Persönlichkeitsmerkmale aufgeschrieben, die auf mich zutreffen (chinesische Namen haben immer eine Bedeutung und meistens geben die Eltern ihren Kindern einen Namen, von dem sie hoffen, dass dieser dann auf die Persönlichkeit "abfärbt", also beispielsweise "fleissig"). Meine beiden Lehrerinnen haben dann nach Zeichen gesucht, die das bedeuten und sie so zusammengesetzt, dass der Name als Ganzes gut klingt. Als Nachname werde ich neu "He" haben, da dieser ähnlich wie mein Schweizer Nachname "Hefti" ist. Beim Vornahmen bin ich mir noch nicht ganz sicher – ich habe drei zur Auswahl, alle mit ähnlicher Bedeutung. Jetzt muss ich nur noch entscheiden, welcher Name mir am meisten zusagt. ;-)



Am Aufstieg beim Elephant Mountain
Gestern Abend (Freitag) habe ich mich entschieden, für den Sonnenuntergang auf den Elephant Mountain (象山) zu gehen, von wo aus man eine wunderschöne Aussicht auf den Taipei101 und Taipeh generell hat. Vor etwas mehr als drei Jahren war ich schon einmal dort (mit Alex und Friede an unserem ersten Wochenende in Taipeh, hier der Post von damals) und hatte diesen Ort als wunderschön in Erinnerung. Diese Erinnerung konnte ich gestern Auffrischen und ich wurde nicht enttäuscht. Die untergehende Sonne tauchte Taipeh in goldenes Licht, was immer roter wurde und schliesslich in Blautöne überging, als die Nacht hineinbrach... Einfach wunderschön (siehe meine Bilder unten)

Als ich den Sonnenuntergang am geniessen war, wurde ich von einem jungen Mann angesprochen, von dem ich leider den Namen nicht weiss. Er hatte mitbekommen, wie ich mit einer taiwanesischen Familie, die zwei kleine Kinder hatten, gesprochen hatte, als ich ein Foto von ihnen vor der atemberaubenden Aussicht machte, und machte mir ein Kompliment für mein super Chinesisch. Er selbst ist in Seattle aufgewachsen, hat aber in Taiwan noch Familie, weil seine Eltern damals in die Staaten ausgewandert sind. Jetzt sind er, seine Schwester und noch einige ihrer Freunde in Taiwan bei den Verwandten zu Besuch. Diese Begegnung war schön, weil sie mir ein weiteres Mal gezeigt hat, wie einfach und schnell man mit anderen ins Gespräch kommt, wenn man einfach offen und freundlich ist. Ich habe keine Zweifel, dass ich auf meiner Solo-Reise durch China sehr viele solcher Bekanntschaften haben werde, aus denen sich – wer weiss – vielleicht sogar Freundschaften entwickeln.











Alles Liebe,
Danielle



1 Kommentar :

Unknown hat gesagt…

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