Taiwan – It's good to be back!

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Meine lieben Blogleser,  大家好!

Gestern bin ich in Taipei angekommen nach ca. 15 Stunden Reisezeit auf der ich kein Auge zugemacht habe (ich war einfach nicht müde, weil in der Schweiz immer noch Tag, jedoch in Taiwan – und im Flugzeug – bereits Nacht war). Das Wetter in Hong Kong und dann auch in Taiwan war einfach traumhaft, wodurch man vom Flugzeug aus die beste Aussicht hatte. Es war episch, als wir den Flughafen von Hong Kong anflogen; Der Himmel am Horizont bereits leicht rosa und während dem Sinkflug dämmerte es langsam. Man sah die Frachtschiffe auf dem Wasser, die lange Autobrücke, die Hügel rings um Hong Kong,.. Einfach nur wunderschön. Als ich dann mit dem Flugzeug von Hong Kong nach Taipei flog, wiederholte sich mein Staunen ein weiteres Mal; Seht selbst:


Sicht auf Hong Kong und die umliegenden Hügel vom Flugzeug aus



Taiwan vom Flugzeug aus
Der Flug von Hong Kong nach Taipei dauerte nur eine Stunde und neun Minuten. Vom Flugzeug aus sah man Taiwan schon lange bevor wir landeten und ich konnte die ganze Zeit nur grinsen, so sehr freute ich mich! Das bittersüsse vom Abschied in der Schweiz hatte ich zurückgelassen und nun herrschte nur noch meine Freude vor. Ein wunderschönes Gefühl, das ich sehr genoss. Ich glaube wenn man längere Zeit an einem Ort war oder man sich sonst einfach extrem damit verbinden konnte (man muss nicht einmal lange dort gewesen sein), dann ist es, als würde man bei der Rückkehr einen Teil seines Herzens wieder zurückbekommen, den man vorübergehend dort gelassen hat. Im Gegenzug hat man einen anderen Teil zu Hause oder an einem anderen Ort, mit dem man sich innigst verbunden hat, gelassen. Einerseits ist das irgendwie schön, weil das bedeutet, dass mein Herz und damit ich überall dort zu Hause ist. Andererseits macht es das natürlich schwer, weil man dauernd hin- und hergerissen ist zwischen verschiedenen Orten. Aber ich bevorzuge das "an vielen Orten zu Hause sein" trotzdem – ändern könnte ich es sowieso nicht mehr... ;-)

Ankunft in Taiwan

In Taipei am Flughafen hat mich meine dritte Gastfamilie abgeholt. Mit Freudetränen haben wir uns alle begrüsst und erst in diesem Moment habe ich richtig gemerkt, wie sehr ich sie davor vermisst habe. Denn meine erste und dritte Gastfamilie sind für mich nicht mehr nur "Gastfamilien", sondern vom Gefühl her tatsächlich meine Familien geworden. Es ist einfach unbeschreiblich schön, in ein Land zu kommen und zu wissen: Ich habe eine Familie (oder sogar zwei!) dort, die (besonders im Notfall) immer für mich da ist.



Als erstes sind wir natürlich gleich mal essen gegangen – typisch taiwanesisches Essen an runden Tischen natürlich und dazu noch Bubble Milk Tea... Yum! Als ich nach den Stäbchen gegriffen und ein Stück Fleisch nehmen wollte, sahen wir alle gespannt auf die Finger. "Kann sie es noch?" Dummerweise habe ich mir das glipschigste Stück ausgewählt und ich brachte es tatsächlich nicht hin, das Stück zwischen meinen Stäbchen zu fassen zu kriegen... Lautes Lachen von Seiten meiner Gastfamilie war die Folge... Danach ging es aber prima! ;-)

Nach dem Essen fuhren wir nach Taipei (der Flughafen ist etwas ausserhalb, in Taoyuan) in mein zu Hause für die nächsten drei Monate. Ursprünglich hatte ich nach WG-Zimmern Ausschau gehalten, was wohl auch noch irgendwie geklappt hätte, obwohl es etwas mühsam war, das alles schriftlich und via Facebook zu organisieren. Dann wurde ich aber unerwartet von einem Mitglied des Rotary Club Nantou angeschrieben (der Club, der mich in meinem Austauschjahr gehostet hat), welcher mir mitteilte, dass die Tochter seines besten Freundes in Taipei alleine in einer Wohnung lebt und noch ein Zimmer für mich frei hätte für diese drei Monate. Was für ein perfektes Angebot! Ich habe fast das Gefühl, dass es so kommen musste, sonst hätte ich wahrscheinlich schon längst eine andere Wohnung gefunden gehabt. Nun wohne ich also drei Monate bei Debbie in ihrer Wohnung, welche ziemlich zentral in Taipei ist (der Taipei 101 ist so nah, dass man ihn von unseren Haus perfekt sehen könnte, wären wir höher oben als im 5. Stock).

Nach meiner Ankunft in der Wohnung, in der ich auch gleich noch Debbies Eltern und ihre Nichte und ihren Neffen getroffen habe, welche über das Wochenende zu Besuch waren, gingen wir alle noch zur nächstgelegenen MRT-Station, von wo aus Debbie ihre Eltern noch ein Stück begleitete, bevor diese zurück nach Nantou gingen. In dieser Zeit haben mir mein Gastbruder und seine Freundin geholfen, eine SIM-Karte und ein dazugehöriges Datenpaket zu besorgen, was ohne Probleme geklappt hat. Danach verabschiedeten sich die zwei und ich ging alleine in die Wohnung zurück, wo ich meine Sachen auspackte, duschte und ein ungewolltes Powernap einlegte (ich hatte eigentlich ganz durchhalten wollen aber ohne Schlaf für ca. 27 Stunden ist das ziemlich schwer). Zum Glück erwachte ich aber bald wieder von selbst. Nachdem Debbie zurückkam, gingen wir gemeinsam eine Runde ums Quartier laufen, wo sie mir alles zeigte, und richteten meine U-Bike-Karte ein (dazu später mehr). Anschliessend war es endlich halb acht, und ich machte mich langsam auf den Weg ins Bett. Dort hielt ich nochmals ein bisschen durch, konnte meine Augen aber irgendwann nicht mehr kontrollieren und fiel in einen tiefen Schlaf. Um vier Uhr morgens erwachte ich, konnte zwei Stunden nicht mehr einschlafen, dann aber trotzdem wieder und schlief bis um elf Uhr morgens, was ich eigentlich nicht so geplant hatte. Aber wahrscheinlich ist das gar nicht schlecht, weil jetzt habe ich Schlaf nachgeholt und habe jetzt auch keinen Jetlag mehr.

Die Strassen Taipeis (im linken Gebäude wohne ich)
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, ging ich auf die sonnendurchfluteten Strassen Taipeis (es ist momentan ca. 25 Grad – perfekt!), kaufte mir mein Mittagessen von einem Stand an der Strasse  und machte mich dann auf den Weg zur Uni, wo eine zweistündige Chinesisch-Einstufungsprüfung auf mich wartete.

Davor genoss ich den Spaziergang über den Campus der National Taiwan University, der echt schön ist.

Campus der NTU


Meine Prüfung ging einigermassen gut, allerdings merkte ich ziemlich stark, dass mein Chinesisch etwas eingerostet ist. Aber egal; Für das Verbessern der Sprache bin ich schliesslich hier und ich denke, es wird mir sehr gut tun, auch einige Fundamente nochmals im Detail anzuschauen.


Nach der Prüfung war es erst vier Uhr nachmittags. Ich beschloss, mir ein U-Bike zu mieten und damit von der Schule bis nach Hause zu fahren. U-Bike Stationen gibt es in Taipei überall und es funktioniert so, dass man seine Easy Card (welche man auch für die Metro, die Busse, etc. braucht und immer wieder aufladen muss) bei der Halterung, an der das Fahrrad angemacht ist, hinhalten muss. Das System weiss dann, dass ich momentan mit einem Fahrrad unterwegs bin. An irgendeiner anderen Station kann ich das Fahrrad dann wieder in die Halterung stellen, meine Karte hinhalten und fertig. Eine Stunde Fahrradfahren (mit kurzem Schwenker zum Taipei 101, weil das praktisch auf dem Weg lag) hat mich 6 NTD kostet, was ungefähr 20 Rappen sind. Super convenient!

In Taipei werde ich als blonde Westlerin viel weniger angestarrt, als ich das von Nantou gewohnt bin. Ich finde es schön, nicht die ganze Zeit das Gefühl haben zu müssen, dass man beobachtet wird. Allerdings gibt es immer noch Leute, die einem mehr Aufmerksamkeit schenken, wie beispielsweise die zwei Polizisten, an denen ich mit meinem Fahrrad vorbeifuhr. Der eine winkte mich über die Strasse, als die Durchfahrt frei war und sagte noch "小心!“ (pass auf) mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ein anderer Passant rief mir "漂亮!" (hübsch) hinterher. Aber im Vergleich zu meinen Erfahrungen, welche ich in Nantou gemacht habe, – vom ständigen gesagt bekommen, wie hübsch man sei, bis hin zum Anfassen meiner Wimpern um zu schauen, ob sie wirklich echt sind – ist das alles Peanuts.


Fahrradtour

Taipei 101

Abendstimmung in Taipei

Nach der Fahrradtour ging ich nach Hause und schrieb meiner Gastschwester Tien Tien, ob sie Zeit hätte, mit mir Abend essen zu gehen. Das hatte sie und gemeinsam gingen wir an den Ruo He Night Market, welcher ihr lieblings Nachtmarkt ist. Dort gönnten wir uns 臭豆腐 (Stinky Tofu), 地瓜球 (Süsskartoffelbällchen), 木瓜牛奶 (Papaya Milch) und noch ein paar Sachen mehr. Wie sehr ich das Essen vermisst habe! Es war extrem lecker!


臭豆腐,Stinky Tofu

Night Market

Meine Gastschwester Tien Tien und ich

Der Tempel vor dem Eingang zum Nachtmarkt

Im Tempel

Vor dem Tempel

Ich könnte noch extrem viel mehr schreiben, beispielsweise, was mir heute so alles durch den Kopf gegangen ist, aber ich sollte langsam aber sicher schlafen. Ich merke auch noch, dass ich mental noch nicht ganz angekommen bin, wodurch sich alles noch nicht ganz echt anfühlt und ich im Kern noch nicht verstehe, dass ich jetzt für drei Monate hier bleiben werde. Aber das kommt bestimmt bald – das braucht einfach immer seine Zeit.

Meine Chinesischstunden fangen erst nächsten Montag an, wodurch ich jetzt noch eine ganze Woche Zeit habe, mich einzuleben und mir Zeit für das zu nehmen, worauf ich Lust habe. Am Wochenende werde ich sicher "nach Hause" nach Nantou gehen, um dort meine Gastfamilien und all die anderen Leute zu besuchen, welche mir in meinem Austauschjahr ans Herz gewachsen sind. Ausserdem werde ich auch schon ein bisschen Selbststudium machen und Taipei auskundschaften. Bisher war ich ja immer nur für maximal ein paar Tage am Stück hier und kenne die Stadt daher nur oberflächlich. Das wird sich nun aber ziemlich sicher ändern.

Bis bald!

Alles Liebe,
Danielle




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