Taiwan – New Chinese name, my weekend and many thoughts

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Meine lieben Blogleser

Um es schon vorwegzunehmen: Diese Woche habe ich nicht wirklich viel "erlebt" im klassischen Sinne, sondern war so sehr mit Chinesisch Lernen beschäftigt, dass ich einfach keine Zeit hatte, noch anderes zu machen (der neuseeländische Diplomat, der auch bei ICLP studiert, hat mir erzählt, dass er etwas im Klintsch ist, weil er einerseits nur 8 Stunden am Tag arbeiten, also in seinem Fall lernen, sollte von der neuseeländischen Botschaft aus aber er deutlich über acht

Stunden braucht, um richtig auf die Stunden vorbereitet zu sein...). Trotzdem habe ich natürlich Einiges gemacht und mir ist Vieles durch den Kopf gegangen. Die ganze Woche habe ich mir deswegen immer wieder Notizen gemacht, weil ich wusste, dass einige Gedanken der vergangenen Woche definitiv in diesen Blogpost müssen.

Wie im letzten Blogpost bereits erwähnt, habe ich meinen Chinesischen Namen von 張大妞兒 (zhang1 da4 niu1 er) auf 何欣穎 (he2 xin1 ying3) gewechselt. Das erste Zeichen, 何, ist mein Nachname, den ich aufgrund der Ähnlichkeit zu meinem Schweizer Nachnahmen gewählt habe. Dieses Zeichen hat nicht wirklich viel Bedeutung. Beim Vornamen konnte ich aber all die Sachen einfliessen lassen, die mir wichtig waren. So bedeutet 欣 etwa "happy, joyous, delighted" und 穎 steht für "intelligent, bright, clever, gifted". Das mag jetzt auf den ersten Blick vielleicht etwas hochnäsig wirken, denn ich habe diese Zeichen ja selbst ausgewählt. Allerdings geben taiwanesische und chinesische Eltern ihren Kindern ja auch nur Namen mit Zeichen, deren Bedeutung äusserst positiv ist (und von denen sie hoffen, dass diese dann auch tatsächlich Einfluss auf die Persönlichkeit des Kindes haben...). Schön ist, dass mir bereits viele Leute, nachdem ich mich ihnen vorgestellt habe, unabhängig voneinander gesagt haben, wie schön mein Name klinge. :-) Ich bin also bisher sehr zufrieden damit. Ich habe mir übrigens auch vorgenommen, dann einmal meinen Kindern gleich auch noch einen chinesischen Namen zu geben – für den Fall, dass es sie auch ebenfalls Asien ziehen sollte. Dann sind sie wenigstens schon einmal mit einem guten und passenden Namen ausgerüstet. ;-)


À propos Namen: Eine meiner Lehrerinnen findet meinen "alten" chinesischen Namen (den ich übrigens weiterhin verwenden werde, einfach als Spitzname im privaten Rahmen) so toll, weil man ihn so schön mit starkem (Peking-)chinesischen Akzent betonen kann, was sie dann auch genau so durchzieht. Ihre Eltern sind damals beide mit Chiank Kai-Shek und den Guomindang nach Taiwan ausgewandert – sie ist also Chinesin, ist aber in Taiwan aufgewachsen. Trotzdem hat sie noch eine starke Bindung zu China und deshalb erlaube ich ihr, mich immer noch "Da Niu Er" zu nennen, was sie sehr geniesst und deshalb die letzte Silbe, "er", gleich noch einmal extra stark betont – wie man es in Peking eben machen würde.
Wenn ich es schon von "Akzent" habe: Eine meiner anderen Lehrerinnen hat mir gesagt, dass sie es sehr süss findet, dass ich so einen taiwanesischen Akzent habe und auch ständig Wörter sage, die man umgangssprachlich in Taiwan oft sagt. Anscheinend hat das bereits die Runde gemacht, denn als ich mit Tiffany, der einen anderen Schweizer Schülerin an der Schule (habe ich ja im letzten Post erwähnt), am Montag Mittagessen war, sagte sie zu mir, dass ihr Lehrer bereits gesagt hätten, dass ich nicht einen Schweizer sondern einen taiwanesischen Akzent hätte... ^^ Allerdings versuchen sie mir diesen jetzt teilweise auch ein bisschen abzutrainieren, denn ein taiwanesischer Akzent bedeutet, teilweise auch etwas "faules" Chinesisch zu sprechen, weil man einige Silben nicht so deutlich und richtig betont. Besser kann ich es leider nicht beschreiben – ich müsste fast eine Sprachaufnahme hochladen, damit man versteht, was ich meine. Aber ich hoffe, es ist auch so einigermassen verständlich. ;-) Mein Akzent sei anscheinend schon viel besser geworden, laut meiner Lehrerin. Denn ich hatte letzte Woche eine Rede über das Schweizer Schulsystem und diese Woche eine über den Vergleich vom Schweizer Kaufverhalten mit dem der Taiwanesen und dabei habe man gehört, dass es mir schon viel besser gelinge, alles richtig (ohne taiwanesischen Akzent) auszusprechen. Wenn das nicht ein schönes Kompliment ist, das einen wieder motiviert. ;-)

Wie im ersten Absatz erwähnt, bin ich momentan wirklich am Chinesisch Büffeln was das Zeug hält, was natürlich sehr anstrengend aber gleichzeitig auch "rewarding" ist, weil ich merke, wie schnell ich Fortschritte mache. Vor einigen Tagen habe ich zum ersten Mal ein Wort auf Chinesisch gelernt, welches ich noch nicht einmal auf Englisch konnte, was nun wirklich etwas heisst! Und zwar 發霉 (fa1 mei2), was "schimmeln" heisst; Englisch: to mildew.
Jeden Tag so viel neue Wörter (plus Grammatik) zu lernen ist wirklich sehr kräftezehrend. Die letzten zwei Tage der Woche war ich dann auch körperlich nicht so fit und hatte Kopfschmerzen, was dann wiederum dazu führte, dass es schwieriger war, mich zu konzentrieren. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich dann einen kleinen Down-Moment, weil ich mich gefragt habe, ob ich mir all diese Worte und Sätze wirklich auch auf lange Zeit merken kann, weil es ja täglich so viele neue sind... Aber das System der Sprachschule ist wirklich super: Man eignet sich das neue Wissen selbstständig abends zu Hause an, wenn man sich auf die Stunden vorbereitet, und in den Stunden selbst wird das Wissen (sprich die neuen Wörter und die grammatikalisch richtigen Sätze) dann gefestigt und man kann sich dann gleich auch alles viel besser merken, was mir jeweils schon während der Stunde auffällt! Ich fiinde es je länger je mehr unglaublich, wie schnell man lernen kann. Manchmal verblüfft es mich, wenn ich vor ein paar Tagen Gelerntes plötzlich im Alltag anwende, als hätte ich das schon monate- oder jahrelang gemacht. Und diese Momente, wo man merkt, dass sich das Lernen auszahlt, sind die, die einen motivieren weiterzumachen, auch wenn es anstrengend ist und Disziplin erfordert.
Einige meiner Mitschüler haben mir gesagt, dass ein Quartal bei ICLP definitiv bereits ausreicht, weil man danach fix und fertig ist. ^^ Ich habe mir offensichtlich die richtige Sprachschule ausgesucht, um in kurzer Zeit möglichst schnell Fortschritt zu machen...

An dieser Stelle ist noch erwähnenswert, dass ich mich mit meiner one-on-one Lehrerin (ich habe ja jeden Tag nebst den drei Lektionen, wo wir zu dritt oder viert sind eine Einzellektion) super verstehe! Die "Chemie" stimmt vollkommen und wir haben auch viele ähnliche Interessen. Obwohl meine Einzelstunde jeweils die letze Schulstunde des Tages ist, bin ich dadurch immer motiviert und sehr gut gelaunt. Als ich ihr in der ersten Lektion vor zwei Wochen erzählt habe, dass ich Recht und Wirtschaft studieren werde, meinte sie, dass ich irgendwie aussehen würde wie eine Anwältin und sie mich durchaus in diesem Beruf sehen würde (da ist sie übrigens bei Weitem nicht die erste Person, die das gesagt hat). Was ist es genau, dass die Leute das immer wieder sagen? ^^
Als wir über meine Fehler in der Rede über das unterschiedliche Kaufverhalten der Schweizer und Taiwanesen gesprochen haben, hat mir meine Lehrerin gesagt, dass ein grosser Unterschied sei, dass wir "Westler" unsere Hochzeitskleider kaufen würden, während die taiwanesischen Bräute ihres mieten! Das hatte ich bis anhin noch nicht gewusst aber es erklärt Einiges; Bei den taiwanesischen Hochzeiten, bei denen ich im Austauschjahr war, hatten die Bräute nämlich jeweils etwa drei unterschiedliche Kleider (welche sie im Laufe des Tages wechselten) und würden sie diese alle kaufen, käme das wirklich teuer zu stehen. Eigentlich ist diese Idee vom Hochzeitskleid mieten gar nicht so schlecht (auch wenn man "nur" eines trägt) – man kann dieses Kleid ja wirklich nur an diesem einen Tag anziehen und danach verstaubt es im Kleiderschrank, weil es keine andere Möglichkeit mehr gibt, es zu tragen, was ja schade und eigentlich eine Geldverschwendung ist. Darum ist mieten ja wirklich eine tolle Sache! Wer weiss, vielleicht kommt das in Europa und den USA ja auch einmal noch auf – eventuell gibt es auch schon vereinzelte Hochzeitskleider-Mietläden. Es macht ja wirklich durchaus Sinn.

Nebst dem, dass ich meine Lehrerinnen (alle weiblich) allesamt sehr gut finde, habe ich auch diese Woche wieder einige andere Schüler und Schülerinnen von meiner Schule besser oder frisch kennengelernt. Mit Tiffany, der anderen Schweizerin, welche im Sommer auch an der HSG anfängt, war ich am Montag Mittagessen, wo wir vor allem auch viel über mein Austauschjahr geredet haben. Sie meinte, dass sie sich in dem Alter, als ich ins Austauschjahr ging, das nicht zugetraut hätte und bewundert mich dafür. An dieser Stelle muss ich einfach wieder einmal sagen, dass man manchmal so viel mehr schafft als man sich vielleicht im ersten Moment zutraut. Und aus seiner Komfortzone herauszutreten tut ja sowieso immer gut, weil einen das zur persönlichen Weiterentwicklung zwingt. Aber darüber könnte ich einen ganzen separaten Blogpost schreiben... ;-) Nebst dem tollen Mittagessen mit Tiffany war ich auch noch einmal mit Karin aus Schweden essen, welche im selben Jahr, als ich in Taiwan war, ein Austauschjahr in China gemacht hat. Nun ist sie auch bei ICLP (sie hat allerdings schon letzten September angefangen), um ihr Chinesisch noch einmal auf ein höheres Level zu bringen, bevor sie dann im Sommer ebenfalls mit dem Studium anfängt. Es war sehr spannend mich mit ihr zu unterhalten, weil sie, dadurch, dass sie ein Jahr in China bei einer Gastfamilie gelebt hat, viel davon erzählen konnte. Jedenfalls hätten wir locker noch viel länger als eine Stunde weiterreden können, daher hoffe ich, dass wir bald wieder Gelegenheit haben, gemeinsam Mittagessen zu gehen. Übrigens können Karin und ich uns in Taiwan einen kleinen Traum erfüllen: Mehrere Brillen kaufen, damit wir unsere Brille dann mit unserem Outfit abstimmen können, weil Brillen in Taiwan um ein Vielfaches günstiger sind als in der Schweiz oder in Schweden. Karin meinte: "Changing glasses with my outfit always seemed like an unattainable dream before I came to Taiwan; Now I think I should go for it!" Das sagt eigentlich alles. Einen guten Anfang habe ich bereits gemacht, als ich am Mittwoch in einem kleinen süssen Brillenladen eine Brille mit durchsichtigem Gestell ausgesucht habe. Diese Art Brille hat mir schon lange gefallen und nun habe ich ein Modell gefunden, das mir meiner Meinung nach sehr gut steht. :-)

Nebst dem Mittagessen mit Tiffany und Karin war ich auch noch mit Connie aus Neuseeland, mit der ich zwei Lektionen am Tag habe und die auch gerade erst angefangen hat bei ICLP, essen. Unter anderem haben wir auch darüber geredet, dass es in Taiwan echt schwer ist, gesund zu essen – abgesehen davon natürlich, man kocht selbst. Aber die meisten Taiwanesen essen ja auch hauptsächlich auswärts, einfach weil es so günstig ist. Mir ist das im Moment sogar ziemlich recht, weil ich nicht jeden Tag Zeit zum Kochen aufwenden muss. Der Preis, den ich dafür zahlen muss ist allerdings, dass meine Ernährung nicht so gesund ist, wie ich mir das von der Schweiz gewohnt bin (das war ja auch schon im Austauschjahr so). Da ich dieses Mal aber nur drei Monate hier bin, versuche ich, darüber hinwegzusehen und geniesse einfach die Vielfalt der taiwanesischen Küche, auch wenn diese oftmals viel Fett und Paniertes enthält.

Eine andere noch erwähnenswerte Begegnung war mit Mackenzie, einem Amerikaner, der in den USA Geschichte studiert hat und sich besonders für eine Periode in der chinesischen Geschichte interessiert (leider habe ich vergessen welche). Um die Originalquellen selbst zu verstehen, hat er bereits in den USA mit Chinesisch Lernen angefangen und kam nun im letzten September nach Taiwan, um noch einmal Fortschritte zu machen. Eliza, eine andere Studentin aus den USA, mit welcher ich mich supergut verstehe, meinte, nachdem Mackenzie uns von seiner Motivation zum Chinesisch Lernen erzählt hat, dass sie ihn bereits vor ihrem inneren Auge sehe, wie er für einen Dokumentarfilm über diese Periode der chinesischen Geschichte, in der er Experte ist, in seinem Professorensessel vor einem grossen Büchergestell ein Interview gibt. Genau das Selbe ging mir auch durch den Kopf! Wäre ja cool, wenn ich in zwanzig Jahren tatsächlich einen Dok sehe und Mackenzie darin als Experte zitiert wird..!

Nebst den Begegnungen in der Schule, sind auch andere Begegnungen immer sehr spannend, wie zum Beispiel als ich im 7-eleven, der direkt gegenüber von dem Gebäude ist, in dem ich wohne, meine Anmeldegebühr für den offiziellen Chinesischtest Anfang Mai bezahlen ging. Die Verkäuferin dort interessierte sich sehr dafür, warum ich so gut Chinesisch kann, war aber gleichzeitig überhaupt nicht aufdringlich. Wir hatten ein kurzes aber sehr nettes Gespräch und als ich das nächste Mal in diesem 7-eleven war, hat sie mich sofort wiedererkannt und wir haben gleich nochmals ein bisschen geredet. Auch wenn solche Gespräche jeweils nur kurz sind, finde ich sie immer sehr toll. Unter diese Kategorie fallen auch meine Besuche in dem einen Frühstücksshop, wo sich der Verkäufer immer sehr freut, wenn ich mal wieder komme.

Auf meinem täglichen Weg von meinem zu Hause an die Uni gingen mir diese Woche einige Sachen durch den Kopf, wie zum Beispiel, dass Taiwanesen unglaublich langsam laufen! Normalerweise stört mich das ja nicht, da ich einfach an den langsam laufenden Leuten vorbeiziehen kann aber morgens sind die MRT-Stationen so voll mit pendelnden Leuten, dass man sich fast gegenseitig auf die Füsse steht und es fast unmöglich ist, die Leute, die den Weg für alle anderen blockieren, zu überholen. Übrigens ist das auch etwas, was Tiffany, der anderen Schweizerin, aufgefallen ist. Wenigstens kann man dann auf den ellenlangen Rolltreppen jeweils links an den stehenden, aufs Handy starrenden Leute vorbeilaufen, da sich (fast) alle an die ungeschriebene Regel vom rechts bei der Rolltreppe hinstellen halten. Allerdings kommt mir dann immer Rainer Roten, der Chef von Schindler Schweiz in den Sinn, der in einem Interview im Februar gesagt hat, dass das Stehen rechts auf der Rolltreppe, damit links die Leute vorbeigehen können, die schneller sein wollen, eigentlich ein völliger Schwachsinn ist, da die Rolltreppe somit nicht voll ausgelastet ist. Da hat er wohl recht, allerdings ist es ziemlich schwer, das allen Leuten, die sich dieses Verhaltensmuster nun so gewohnt sind, wieder auszutreiben. Daher laufe ich auch weiterhin auf der linken Seite die Rolltreppe hoch oder nehme, falls es eine hat, einfach die Treppe, was auch noch der Bewegung zu Gute kommt.

Wenn ich dann mal aus der MRT Station, die am nächsten zum Gebäude von ICLP ist, draussen bin, miete ich mir jeweils ein Ubike, das ich dann vor der Schule wieder in die dafür vorgesehene Halterung stellen kann (wirklich ein super praktisches Konzept!). Allerdings ist Fahrradfahren in Taipeh nicht überall so praktisch, weil man sich sehr oft den Weg mit den Fussgängern teilen muss und dann auch noch viele Motorcycle-Fahrer das Gefühl haben, sie müssten ständig ihre Motorcycles auf dem Gehsteig parkieren. Letztens mussten einmal fünf Fahrradfahren, inklusive mir, anhalten, weil ein Mann sein Motorcycle, ohne vorher zu schauen, in dem Moment auf den Gehsteig geschoben hat, als wir gerade alle hintereinander dort am Fahren waren. Was für Fahrradfahrer mühsam ist, ist es natürlich auch für Fussgänger. Beispielsweise das ewige Warten an den Fussgängerstreifen; Bei grossen Strassen, von denen es einige gibt, 90 Sekunden, also eineinhalb Minuten. In dieser Zeit sammeln sich sehr viele Fahrräder und Fussgänger an den Fussgängerstreifen an und wenn dann einmal grün ist, hetzten alle hinüber, weil die grüne Phase im Vergleich zur roten eher kurz ist... Aber naja, so ist es nun mal hier in Taipeh.

Gestern, Samstag, ist mir zudem speziell aufgefallen, wie viele Facetten Taipeh hat. Denn ich war zum brunchen im Stadtteil, in dem auch die Taipeh Nangang Exhibition Hall ist, wo jeweils verschiedene Messen, etc. stattfinden. Als ich dort aus dem Metroausgang ging, war es, als wäre ich gerade in einer völlig anderen Welt, genauer einer Stadt in der Zukunft. Ich weiss nicht genau an was es lag; Den sauberen Strassen und Gehsteigen, den perfekten Bäumen, den modernen Hochhäusern, diesem Mix aus Natur und Stadt? Aber es hat irgendwie total auf mich gewirkt, weil es ein ganz anderes Taipeh war, als ich es bisher kannte. Das Schöne an Taipeh ist aber unter Anderem, dass die Stadt eben genau viele Facetten hat und man somit unglaublich viel Verschiedenes sehen und erleben kann. Da ich unter der Woche wegen dem vielen Lernen allerdings nie Zeit haben werde, abends auch mal etwas zu machen, werde ich mich mit diesen Aktivitäten aufs Wochenende oder auf Feiertage beschränken (von denen ich die kommende Woche übrigens drei habe, von Mittwoch bis Freitag).

Hier noch einige Bilder von der Umgebung des Taipei Nangang Exhibition Centers:






Gestern Nachmittag habe ich meine eine Gastschwester aus der ersten Gastfamilie noch zum Tee in einem süssen Lokal getroffen, wo wir uns wieder gegenseitig auf den neusten Stand bringen konnten. Es ist wirklich schön zu wissen, dass ich auch hier in Taipeh einige gute Freunde (vor allem in Form von Gastgeschwistern habe), mit denen ich mich ab und zu treffen und austauschen kann, weil es einfach gut tut. Zudem sind solche Treffen dann auch jeweils super, um das in der Schule frisch Gelernte, direkt anzuwenden.

Heute hatte ich dann noch einmal Gelegenheit, mein Chinesisch zu brauchen und zwar war ich bei Marlenes erster Gastfamilie (Für die, die es nicht wissen: Marlene war neben mir die einzige
andere Schweizer Austauschschülerin, die damals nach Taiwan ging – sie hat in Taipeh gewohnt und ich in Nantou) zum Mittagessen eingeladen, was mich sehr gefreut hat. Während unserem Austauschjahr war ich einmal bei Stella, Nate und ihren drei Kindern (von denen zwei auch bereits im Austausch waren; Charlotte in der Schweiz und Lexine in Belgien), habe sie also nun sicher seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Sie haben mich unglaublich herzlich empfangen und ich habe mich sehr willkommen gefühlt. Zum Mittagessen gab es Frühlingsrollen, die wir quasi selbst auf unseren Tellern zusammenstellten, wie wenn man einen Fajita belegt. Stella ist es wichtig, gesund zu kochen, weshalb sie die Zutaten für die Frühlingsrollen auch fast alle ohne Fett zubereitet hat. Es war wirklich sehr lecker! Nebst dem guten Essen waren auch unsere Gespräche super und ich war schlussendlich fast sieben Stunden bei ihnen zu Hause, weil wir so viel zum reden hatten, was für mein Chinesisch natürlich wirklich eine super Übung war (übrigens habe ich auch dann wieder gemerkt, wie gut ich die gerade erst frisch gelernten Wörter schon verwenden kann, was wirklich motivierend ist). Unter Anderem haben wir natürlich auch viel über mein und auch Marlenes Austauschjahr geredet und was ich für zusätzliche Schwierigkeiten hatte, einfach weil ich auf dem Land (in Nantou) wohnte. Klar habe ich schon in meinem Austauschjahr gemerkt, dass für mich einige Sachen mühsamer waren – besonders wenn ich mich mit Marlene verglichen habe, die in Taipeh einfach schon rein vom Ort her ein paar mehr Freiheiten geniessen konnte – aber erst jetzt habe ich mich auch wieder daran erinnert, dass es wirklich Phasen gab, in denen ich nicht gerne in Nantou wohnte. Ein riesengrosser Nachteil, den ich hatte, weil ich nicht in einer Stadt mit Uni wohnte, war, dass ich keine richtigen Chinesischstunden hatte, was die meisten anderen Austauschschüler hatten. Hätte ich in Taipeh gewohnt, hätte ich viel leichter Zugang zu so einer Möglichkeit gehabt. Ich könnte jetzt noch ausholen, was für Vorteile ich sonst noch alles gehabt hätte, hätte ich in Taipeh und nicht Nantou wohnen können aber es war jetzt nun einmal so wie es war und es bringt nichts, sich jetzt darüber Gedanken zu machen, was alles besser (oder vielleicht auch schlechter) gewesen wäre. Ausserdem muss man sagen, dass mein Chinesisch eben genau wenn man zusätzlich bedenkt, dass ich damals nie richtig Chinesischstunden hatte und mir das alles selber entweder durch Selbststudium oder fragen beibringen musste, wirklich gut ist. Natürlich wäre es sicher besser, hätte ich damals schon einen Lehrer oder eine Lehrerin gehabt, die mich etwas gelenkt und angespornt hätte, aber vorbei ist vorbei und ich habe eigentich wirklich das Beste aus allem herausgeholt. Und genau um diese Lücken, die durch diese Umstände entstanden sind, zu schliessen, bin ich ja jetzt hier. Nate meinte, dass es sicher super ist, dass ich jetzt, durch die Sprachschule, meine Chinesischkenntnisse etwas ordnen kann, wodurch ich eher merke, wo noch Lücken sind und welcher Wortschatz noch fehlt.
Ich könnte jetzt noch sehr viel weiter ausholen, über was wir sonst noch alles noch gesprochen haben, aber ich belasse es jetzt dabei. Auf jeden Fall war es sehr schön, den Nachmittag bei Stella und Nate zu verbringen und es war sicher nicht das letzte Mal, das wir uns in diesen drei Monaten gesehen haben (unter anderem auch deshalb, weil sie mir etwa sechs Mal ihre Hilfe angeboten haben, falls ich denn einmal Hilfe bräuchte). Ich bin sehr dankbar, solche tollen Leute in Taiwan zu kennen, auf die ich immer zählen kann.


Alles Liebe und frohe Ostern,

Danielle


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