Gelandet - Ein Aufsatz über das Abschied nehmen und neu anfangen

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Dieses Zitat bringt es genau auf den Punkt.
Es schmückt die erste Seite meines Austauschjahrbuches.

Liebe Blogleser ;) 


Mein neuer Reiseführer über Taiwan :D

Wie ihr alle wisst, kommt mein Austauschjahr immer näher und erst jetzt wird mir langsam bewusst, welches Ausmass das ganze annimmt! Wahrscheinlich kommen in nächster Zeit mehr Posts über News zu meinem Austauschahr als über andere Themen. Ich entschuldige mich jetzt schon dafür. 



Vor ungefähr zwei Monaten mussten wir in Deutsch einen Aufsatz schreiben und eines der Themen war, dass wir uns in die Situation versetzten sollten, wie es sich anfühlen würde, ein Jahr lang in einer unbekannten Stadt in einer Gastfamilie zu leben. Natürlich habe ich die Gelegenheit am Schopf gepackt und genau das geschrieben, wie ich es mir vorstelle wenn ich in Taiwan am Flughafen lande. Das Ganze will ich euch nicht vorenthalten. 

Hier seht ihr das Ergebnis. Ich hoffe, es gefällt euch! :)




Gelandet...


Mit zitternden Händen und wackelnden Knien strecke ich meinen Arm aus, um nach dem Griff meines grossen Koffers auf dem Rollband zu greifen. Er ist so schwer, dass ich auch noch die andere Hand an den Griff legen und mit voller Kraft ziehen muss. Mit einem lauten Rums steht er schliesslich auf dem steinernen Flughafenboden vor meinen Füssen. Ein Jahr lang werde ich nur mit den Sachen in diesem Koffer leben. Ich halte mein Leben buchstäblich in den Händen. Alles, was jetzt nicht bei mir ist, wird ein Jahr lang nicht zu mir gehören. Es ist mein altes Leben, mein Leben in der Schweiz, meine Vergangenheit. So jedenfalls kommt es mir vor...


Ich erinnere mich zurück, an den Moment, als ich mit den mir vertrautesten Leuten aus Freundes- und Familienkreis am Flughafen Kloten stand und wir uns das letzte Mal für ein Jahr umarmten und in die Augen blickten. Es war ein trauriger Moment. Aber gleichzeitig auch ein glücklicher. 

Ich würde sie alle zwölf Monate lang nicht sehen, dafür ganz viele tolle und lustige Momente in Taiwan mit meinen Gastfamilien erleben. Es kam mir vor, als wäre der Flughafen Kloten das schwere, dicke, eiserne Tor, das hinter mir ins Schloss fiel. Meine alte Welt blieb zurück und die neue öffnete sich mir und zeigte mir all das Wunderbare und Schöne der asiatischen Welt.Wie wird dieses Abenteuer nur werden? Wie werde ich bei meiner Gastfamilie ankommen? Werden sie mich mögen? Ja, werde ich sie mögen? Wird es mir gefallen? Mir schiessen in diesem Moment so viele Fragen durch den Kopf. Fragen, die ich während des Fluges verdrängte, weil ich Angst hatte. Doch jetzt muss ich mich ihnen stellen. In nur ein paar Minuten wird mein neues Leben richtig beginnen. Wenn ich denn erst einmal den Ausgang finden würde, denn alles ist mit chinesischen Schriftzeichen angeschrieben. Ein paar verstehe ich, andere sind mir noch völlig fremd. Da! Das Zeichen für Ausgang! 


Ich packe meinen Koffer und umklammere ihn so fest, dass sich meine Fingernägel in die Handfläche bohren. Das hier ist die Realität. Das ist kein Traum. Mit jedem Schritt in die Richtung des Ausganges vom Flughafen in Taipei wird mir das mehr bewusst. Ich habe das Gefühl, jeden Moment zusammenbrechen zu müssen, weil so viele verschiedene Gefühle auf mich einwirken. Zweifel, ob das wirklich die richtige Entscheidung war. Ob ich es doch nicht wagen sollte. Ob ich einfach wieder umkehren und mit dem nächsten Flieger nach Hause fliegen könnte? Es ist noch nicht zu spät. Oder doch?


In diesem Augenblick nehme ich den letzten grossen Schritt in die neue Welt. Der Ausgang ist jetzt hinter mir. Mein Herz pocht laut und schnell, meine Zähne klappern und meine Knie zittern. Vor mir, viele verschiedene Tafeln mit unbekannt klingenden, chinesischen Namen darauf hochhaltend, stehen hunderte von Menschen, die auf bestimmte Personen warten. Zwei davon sind meine Gasteltern. In der vordersten Reihe stehend wollen sie sich wohl vergewissern, dass ich sie sehen würde, wenn ich komme. Sie haben auch eine Tafel in der Hand, auf der gross mein Name steht. Mit strahlendem Lächeln winken sie mir zu und schliessen mich sofort in die Arme, als ich vor ihnen stehen bleibe. Die Freude, die mich überkommt, ist unbeschreiblich. 

Alle Gefühle des Zweifels, der Unsicherheit, der Traurigkeit sind plötzlich weg. Nichts kann mich mehr aufhalten - Taiwan, ich komme! Ich weiss es jetzt schon: Dieses eine Jahr wird eines der besten in meinem Leben werden!


Und nach einem spannenden Weg mit asiatischem Essen, baden im Ozean, Besuchen von Tempeln, neuen Freunden und Spass werde ich wieder meine Familie und Freunde aus der Schweiz sehen, die sich jetzt wie durch Zauberhand auch in dieser Welt befinden. Oder doch nicht? Nein, sie sind immer noch in meiner alten Welt, die aber nun langsam mit meiner neuen zu einem Stück verschmilzt.  Es gibt kein Eisentor mehr. 

Mir wird klar, dass ich mich zuerst habe trennen müssen, damit all das geschehen konnte. Die ganze Welt steht mir nun offen: Meine Gedanken, Erfahrungen, Erlebnisse - alles ist da. Mein ganzes Leben.


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Ich hoffe euch hat der Text gefallen! Über Kommentare würde ich mich sehr freuen! 


Alles Liebe,



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