Austauschjahr - a little bit of everything (PART 2/2)

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Dajia hao! :) 


Eigentlich wollte ich ja ursprünglich nur einen Post als Zusammenfassung von ganz vielen Ereignissen/Ausflügen der letzten paar Wochen machen, habe dann aber schnell gemerkt, dass ich so viele schöne Bilder habe, die ich euch zeigen will, dass das einfach zu viel wäre für einen Blogpost. Ganz zu schweigen vom vielen Text. Typisch ich; Ihr kennt mich ja. Daher kommt hier jetzt der zweite Teil, der wahrscheinlich nicht weniger kurz als der erste (diesen findet ihr HIER!) ist und den ihr hoffentlich genau so geniesst und mit Freude lest und anschaut! ;) 

Danke übrigens für die vielen (privaten) Feed-backs, die ich auch wieder auf meinen letzten Post bekommen habe. Ich würde mich aber auch sehr freuen, wenn ihr es einfach als Kommentar unter den einzelnen Posts platziert. :) 


Wer die Facebookseite meines Blogs noch nicht geliket hat - holt das doch auch noch nach. Über viele Likes würde ich mich ausserordentlich freuen und ihr bleibt immer auf dem neuesten Stand, wenn ich einen neuen Blogpost schreibe. Ausserdem könnt ihr mir auch über Google+ folgen, falls ihr ein Google-Konto besitzt - dazu einfach rechts in der Seitenleiste auf "follow" drücken. :) 

Vielen Dank!  


Erinnert ihr euch noch an meine Chinesische Rede an Weihnachten? Alle Austauschüler mussten damals eine Rede halten und auch eine Prüfung schreiben. Die besten 20 wurden dann ausgewählt und als Belohnung sozusagen bekamen diese dann eine Reise entweder nach Kaohsiung, Taipei oder Tainan geschenkt. "Geschenkt" heisst, Rotary bezahlte das Zugticket und organisierte an diesen Orten Gastfamilien für eine Nacht, so dass man zwei Tage dort war. Ich gehörte auch zu den 20 besten und habe bei den Losen Taipei gezogen. Anfangs Februar sollte es in unseren Chinese New Year Ferien losgehen. Da wir uns an jenem Dienstag Morgen recht früh in Taichung an der Trainstation besammeln mussten, übernachtete ich die Nacht davor in Taichung im Haus von Emile, einer anderen Austauschschülerin (von ihr habt ihr sicher auch schon mehrere Male auf diesem Blog gelesen). 



An diesem Dienstag war dann in Taichung wunderbares Wetter, aber als wir 2,5 Stunden Zugfahrt später in Taipei, genauer Banqiao (etwas ausserhalb des Zentrums), ankamen, war es sehr bewölkt und es sah ganz so aus, als ob es bald regnen würde.. Taipei's Wetter ist zu dieser Jahreszeit meistens sehr regnerisch, daher war es nicht wirklich überraschend. Am Bahnhof wurden wir von Rotariern und Austauschschülern des einen Districts von Taipei in Empfang genommen

An diesem Tag wollten sie mit uns nach "Jiu Fen", ein schönes Dörfchen in den Hügeln nordöstlich von Taipei, gehen. Für alle, die sich ein bisschen mit Animes auskennen: "Spirited away" (hier der Trailer) wurde von diesem Ort inspiriert und sehr viele Leute besichtigen ihn. Und die kleinen Gassen, Lampions und Lichter haben wirklich ihren ganz eigenen Charme. Für mich war es an diesem Tag nicht das erste Mal, dass ich durch die Gassen schlenderte, denn ich war Ende Dezember schon einmal mit Alex und seiner Gastschwester Coco dort gewesen. Damals war es aber ganz anders, denn es war Abend und das Wetter gut, so dass es sehr schön war, das Ganze anzuschauen und zu geniessen. Am Tag anfangs Februar mit allen Austauschschülern und Rotariern hat es dann leider während der Fahrt von Taipei nach Jiu Fen (was in New Taipei City liegt) angefangen zu regnen. Es war dann alles andere als gemütlich, sich mit Regenschirmen mit ganz vielen anderen Touristen durch die engen Gassen zu quetschen und nass bis auf die Haut zu werden. Deshalb habe ich auch nicht wirklich viele Bilder gemacht, da ich meine Kamera nicht dem Regen und kalten Wetter aussetzen wollte. Damit ihr aber trotzdem sehen könnt, wie schön der Ort ist, kommen jetzt die Bilder, die ich Ende Dezember dort gemacht habe:


Taipei in der Abenddämmerung

Kleines, gemütliches Restaurant in "Jiu Fen"


Die kleinen Gässchen sind von vielen Treppen geprägt









In einem Restaurant haben wir gefragt, ob wir eventuell auf das dazugehörige Dach gehen dürften, damit wir von dort aus einige Bilder machen konnten, weil wir sonst keinen geeigneten Ort gefunden hatten, wo die Aussicht gut war

Jiu Fen

Links Jiu Fen und rechts im Bild das Meer



Wirklich schön, oder? 


Jetzt aber zum Tag anfangs Februar. Da es wirklich wie aus Kübeln schüttete, entschieden wir uns nach kurzer Zeit, in einem kleinen Restaurant zu essen, wo es trocken war. Das Essen (die meisten von uns hatten eine warme Nudelsuppe mit Fleisch- und Fischbällchen bestellt) war nicht allzu gut. Dafür konnten wir die Wände "bewundern", denn alle waren voll bis zum letzten Millimeter von Bildern der Besitzerin des Restaurants. Eines vor einem Flugzeug, das nächste in einem Blumenfeld. Ein weiteres vor einem Gletscher in Alaska, ein anderes händeschüttelnd mit irgendeiner wichtigen Person aus der Politik (soweit man das beurteilen konnte). Und so ging es weiter, so dass wirklich alle Wände voll von ihrem Gesicht mit dem immer gleichen Lächeln waren. Auf dem Ventilator, der von der Decke herunterhing, hatte es enorm viel Staub; So viel Staub habe ich glaube ich in meinem Leben noch nie gesehen (nicht einmal der Ventilator in meiner Schule in Taiwan trägt so viel Staub und das will etwas heissen).. Dieser ist wahrscheinlich seit der Öffnung des Restaurants vor mehreren Jahrzehnten nicht mehr abgestaubt worden.. ;) 

Schaut selbst:



So viel Staub..

Nachdem wir uns wieder alle am Treffpunkt zusammengefunden hatten, ging es weiter. Wir besichtigten alle zusammen einige japanische Häuser, die zur Zeit der japanischen Herrschaft in Taiwan aufgrund des Goldrausches, der nach einem Goldfund ausgebrochen war, gebaut wurden und jetzt Museen sind. Die Geschichte des Ortes ist echt sehr interessant und wer will, kann sich ja auch noch den Wikipedia-Artikel dazu durchlesen, um mehr zu erfahren.



Ein traditionell japanisches Haus - Küche

Ein traditionell japanisches Haus - Badezimmer

Eigentlich wäre der Plan gewesen, nach dieser Besichtigung noch mehr anschauen zu gehen. Aber das Wetter war so kalt und regnerisch, dass wir alle nasse Schuhe hatten, froren und auch nicht mehr wirklich Lust hatten. Das Einzige, was wir wollten, war Trockenheit und Wärme. Daher entschieden sich dann auch die Rotarier, dass wir einfach schon früher Abendessen gehen und den letzten Besichtigungsort auslassen sollten. In Taipei gingen wir dann alle in ein Steakhouse. Das Essen war echt enorm gut! Für Taiwan-Verhältnisse sehr teuer, für schweizer Verhältnisse mit 20 Franken und einem 5-Gänge-Menu mit gutem Fleisch sehr günstig. 

Schon am Morgen dieses Tages wurde uns gesagt, mir wem wir jeweils zu zweit in einer Gastfamilie übernachten würden. Ich war zusammen mit Paula, einer anderen Austauschschülerin aus Deutschland, mit der ich mich super verstehe. Nach dem Abendessen gingen wir also zusammen mit unserer Gastfamilie für eine Nacht zu ihrem zu Hause - zumindest dachten wir das. Aber im Auto sagten sie uns, dass sie momentan nicht so viel Platz in ihrem Haus hätten, da der eine Sohn kurzfristig nach Hause gekommen war und wir auf dem Boden schlafen müssten. Deshalb haben sie uns kurzerhand für diese eine Nacht in ein Grand Hotel in Taipei eingemietet!! :O Paula und ich konnten unser Glück kaum fassen und als die Zimmertür des luxuriösen Hotels hinter uns zufiel, machten wir einen Freudensprung! ^^ 

Weil es erst neun Uhr abends war und wir uns schliesslich allein mitten in Taipei befanden, dachten wir, dass wir das doch noch ein bisschen ausnützen und Taipei in der Nacht besichtigen müssten. Daher machten wir uns auf den Weg zur nahegelegenen MRT-Station und fuhren zum Longshan Tempel - wohl der berühmteste Tempel Taipeis. Es war richtig schön, die Stimmung im Tempel bei Nacht geniessen zu können und sich genug Zeit zu lassen. Meine Kamera hatte ich im Hotel gelassen, so dass ich leider keine Bilder machen konnte. Als der Tempel dann seine Pforten schloss, gingen wir weiter nach "Ximending", DIE Einkaufsstrasse in Taipei, die sowohl bei ausländischen, als auch inländischen Touristen ein Must-See ist und zu den "Hot-Spots" Taipeis gehört, da dieser Ort von kleinen Läden, Departmentstores, über Kinos bis hin zu Karaoke (KTV) alles zu bieten hat. Leider war es schon etwas später und dazu ein Dienstag Abend, weshalb die meisten Läden gleich bei unserer Ankunft schlossen (obwohl Taiwan sonst so nachtaktiv ist). Trotzdem liessen wir uns nicht davon abhalten, ein bisschen durch die von Werbungsschildern belichteten Strassen zu schlendern und in den wenigen Läden, die noch geöffnet waren, ein bisschen zu shoppen. Anschliessend kehrten wir mit einer der letzten MRT's des Abends nach Mitternacht in unser Hotel zurück und genossen dort den Luxus unseres Zimmers und vor allem Badezimmers. 


Rechts im Bild: Der Tempel zwischen normalen Gebäuden,
Taipei City

Der nächste Tag startete für uns zunächst mit einem leckeren Frühstück im Hotel. Anschliessend wollten wir noch die Gegend um unser Hotel etwas besichtigen, da es eher ein Teil der Stadt ist, wo man sonst nicht unbedingt hinkommt. Wir gingen dann in einen Tempel umrahmt von ganz normalen, resp. eher abbruchreifen, Gebäuden, wie man das in Taiwan sehr oft sieht. Danach machten wir noch einige Fotos vor einem Denkmal mit Kühen (von dem wir auch nicht genau wissen, an was es denn gedenkt ;) Wir sind schon wie die Taiwanesen!) und nahmen dann wieder die MRT zum Longshan Tempel, wie am Abend zuvor. Dieses Mal habe ich meine Kamera natürlich dabeigehabt und einige Bilder geschossen.


Paula vor dem Denkmal mit Kühen



Der Longshan Tempel






Diese Bild von einem Teil der schönen Tempelskonstruktion finde ich besonders gelungen


Um den Tempel herum hat es ganz viele traditionelle Läden, in denen man alle Sachen kaufen kann, die man zur Ahnenverehrung braucht. Unter anderem auch diese kleinen Hausgötter:




Da das Wetter leider auch an diesem Tag nicht ganz mitspielte, entschieden sich Paula und ich, gemeinsam ins "National Taiwan Museum" und dann noch ins "National Palace Museum" zu gehen, da diese beiden Orte definitiv auch auf unserer "Bucket-List" stehen. Zum "National Taiwan Museum" gehört der "Peace Park", welcher meiner Meinung nach wunderschön ist. Neben einigen traditionell taiwanesischen Pavillons gibt es auch schöne Bäume und kleinere Seen, die zum Bleiben einladen. Deshalb setzten sich Paula und ich auf eine der Bänke im Garten, tranken eine kalte Schokolade (die noch vom vorherigen Tag beim Ausflug übrig geblieben war) und Paula las mir aus dem Buch "Eat Pray Love" vor; Ein Klassiker, den sie für sich selbst neu entdeckt hatte. Es war richtig schön, gemütlich und - eben - sehr "peaceful". ;)





Das National Taiwan Museum

Der Peace Park

Die Aussicht von unserer Bank aus


Paula, wie sie aus dem Buch "Eat Pray Love" vorliest


Das National Taiwan Museum - Haupteingang

Eine Ausstellung im National Taiwan Museum - Traditionelle Kleidung

Das National Taiwan Museum ist nicht allzu gross (ca. eine bis eineinhalb Stunden Besichtigungszeit), aber trotzdem schön zum Anschauen. Als Paula und ich uns dann entschieden, dass wir langsam weiter zum National Palace Museum sollten, weil wir sonst nicht mehr genug Zeit dafür hatten, sprach uns am unteren Ende der Treppe plötzlich ein Deutscher an, welcher uns Deutsch sprechen gehört hatte. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, dass er, Jens, nach seinem Studium in Deutschland nach Taiwan kam, um hier seinem Hobby Boxen nachzugehen und dazu noch ein bisschen Chinesisch zu lernen. Wir erzählten ihm von unserem Leben hier und vor allem von taiwanesischen Schulen und dem Bildungsstystem, was hier doch ziemlich unterschiedlich zu dem in den meisten Ländern Europas ist, wie ich das ja auch schon mehrmals hier auf meinem Blog erwähnt habe. 

Während unserem Gespräch kam plötzlich ein älterer Taiwanese auf uns zu und fragte, ob wir Chinesisch sprechen können. Als wir mit "Ja" antworteten, fragte er weiter, ob wir auch Taiwanesich könnten. Dieses Mal mussten wir verneinen und sagten als Entschuldigung, dass Taiwanesisch für uns richtig schwierig zum Lernen sei - viel schwieriger als Chinesisch. Daraufhin versuchte er uns vom Gegenteil zu überzeugen und wir hatten eine richtig lustige und hitzige Diskussion darüber, ob Paula und ich neben Chinesisch auch noch Taiwanesisch lernen sollten.. ;) Nach dem Gespräch übersetzten wir Jens, was der Taiwanese alles gesagt hatte und er war ziemlich baff, wie gut wir uns mit ihm auf Chinesisch nach fünf Monaten in Taiwan hatten unterhalten können. Aber genau solche Gespräche mit fremden Leuten liebe ich. Sie sind immer total spannend zu führen und man lernt durch diese Menschen so vieles über ihre Denkweise und das Land in dem man gerade ist. Der Schlüssel dazu ist die Sprache und das spornt mich auch an, mehr und mehr Chinesisch zu lernen und nicht aufzugeben. 


Nach dem wir uns dann von Jens verabschiedet hatten, machten Paula und ich uns auf zum "National Palace Museum". Als wir an der MRT-Station ausstiegen und die Treppe hinunterliefen, rief plötzlich eine vertraute Stimme meinen Namen. Es war Marlene, die andere Schweizer Austauschschülerin und wir fielen uns in die Arme. So ein Zufall! Denn wir hatten schon im Voraus geplant, dass wir uns am Abend dieses Tages treffen würden und ich dann noch eine Nacht bei ihr übernachtete. Eigentlich wäre gedacht gewesen, dass alle Austauschschüler, so, wie wir auch gekommen waren, wieder zusammen den Zug zurück nach Taichung nehmen sollten. Aber ich hatte es so einfädeln und umorganisieren können, dass ich noch eine Nacht länger bleiben und somit Zeit mit Marlene verbringen konnte. Marlene hatte an der MRT-Station auf eine andere Austauschschülerin gewartet, mit der sie - genau wie wir - ins National Palace Museum gehen wollte, da sie (obwohl sie beide in Taipei wohnen) auch noch nie gewesen waren. Deshalb entschlossen wir uns, gleich zu viert zu gehen und warteten noch auf Zoey, eine Austauschschülerin aus den USA und sehr gute Freundin von Marlene. Gemeinsam nahmen wir an der Englischen Führung durch das Museum teil und schauten uns danach selbst noch ein bisschen um. Allerdings haben wir noch lange nicht alles gesehen, da das Museum wirklich riesig ist, und ich muss irgendwann unbedingt noch einmal hin. 


Das National Palace Museum

v.l.: Paula, ich, Marlene und Zoey

Ich vor dem National Palace Museum


Nachdem Marlene und ich Paula auf den Zug gebracht hatten, gingen wir zu Marlene nach Hause. Dort hatten wir wie immer wunderbare Gespräche und viel Spass. Ich bin richtig froh, dass genau sie als einzige andere Schweizerin mit mir in Taiwan ist, denn wir verstehen uns einfach super und ich bin sicher, dass wir auch nach unserer Rückkehr in die Schweiz noch sehr gute Freunde sein werden. 

Marlene's Gastvater ist bereits pensioniert und da er deshalb jetzt mehr Zeit hat, ist er Einrad-Lehrer. Übersetzt: Er wollte uns unbedingt mitnehmen zum Einradfahren. Also fuhren wir am nächsten Tag zu einer Grundschule irgendwo in Taipei, wo wir genau das taten. Da ich schon Einradfahren kann, es aber einfach schon sehr lange nicht mehr gemacht habe, brauchte ich nur ein bisschen Anlaufzeit und ich war wieder drin. Marlene allerdings sagte von sich, dass das anscheinend leider nicht ein verstecktes Talent in ihr sei (hier ist der Post auf ihrem Blog dazu) und hatte daher ein bisschen mehr Mühe. In der Zwischenzeit hatte sie aber viel Zeit zum Üben und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie am Ende ihres Austauschjahrs nicht nur Chinesisch, sondern auch gut Einradfahren kann. ;)

Marlene und ich in Action ;)
(Sorry Marlene, hans Bild vu dim Blog gstohle ^^)


Der nächste grössere Event war dann "RYLA" - Rotary Youth Leadership Awards. In den zwei Tagen des Camps ist - laut dem Wikipedia-Artikel - das Ziel, dass man in Workshops die Fähigkeiten eines "Leaders" bespricht und diese auch gleich praktisch anwendet. Ich wurde von allen Austauschschülern unseres Rotary-Districts dafür ausgewählt, der Leader aller Austauschschüler zu sein. Das mag ja gut klingen, war für mich dann schlussendlich aber ein Riesenstress. Denn bei solchen Camps zeigen sich für die Leader jeweils die Vorteile, die das taiwanesische Erziehungssystem mit sich bringt. Die Taiwanesen im Camp (Alle zukünftige Outbounds, also Astauschschüler) stellten sich immer in schönen Reihen auf, befolgten genau das, was man ihnen sagte, hinterfragten nichts und waren ruhig. Die Inbounds, also wir, die im "westlichen Stil" erzogen wurden, hingegen, wollten nie zuhören und fragten sich immer, warum man das jetzt genau machen soll, anstatt es, wie die Taiwanesen, einfach zu machen. Also ich muss auch sagen: Das Taiwanesische Erziehungssystem, in dem man einfach nichts hinterfragt, hat in solchen Situationen tatsächlich seine Vorteile und das Ganze geht ohne Mühe von der Bühne. Aber man kann sich darüber streiten, wie sinnvoll es ist, die Leute so zu "erziehen", dass sie nichts hinterfragen, nur das machen, was man ihnen sagt, und überfordert sind, sobald sie einmal selbst etwas in die Hand nehmen und denken müssen


Die Leiterin von uns Inbounds war mit uns westlich erzogenen Menschen sichtlich überfordert. Die 24-jährige, klapperdünne Asiaten mit künstlichen Wimpern, tonnenweise gesichtsaufhellendem Make-up und augenvergrössernden Linsen, die ihre Augen am Ende des Tages vor Anstrengung rot anlaufen liessen (also wirklich, warum tun sich das so viele Frauen hier an?), konnte kein Englisch. Daher musste ich ständig für sie von Chinesisch auf Englisch übersetzen.Ausserdem hatte sie absolut kein Durchsetzungsvermögen, weshalb  sie nie genug Aufmerksamkeit bekam, dass ihr alle zuhörten. Ich war unglaublich froh, dass noch eine andere junge Frau dort war, die perfekt Englisch sprach und mir ab und zu half, wenn ich etwas nicht verstand. Mit ihr freundete ich mich während diesen zwei Tagen gut an, so dass ich sie während meinem Austauschjahr gerne mindestens noch einmal treffen will. Die zwei Tage des Camps waren geprägt von Vorträgen (die wirklich noch spannend waren), "Paintball" spielen (ich habe zwei Wochen danach immer noch einen blauen Fleck auf dem Oberarm, wo ich getroffen wurde!), einer typisch taiwanesischen "Funparty", welche so heisst, weil nur die taiwanesen Spass an ihr haben (wir "Westler" fanden es weniger lustig, wenn nicht sogar eine riesige Katastrophe.. Das habe ich ja auch schon in meinem Post vom September über den Graduation Trip erwähnt), Competitions und Fotos. Von letzteren gab es unendlich viele. Denn wir sind ja schliesslich in Taiwan und da muss jede einzelne Sekunde mit Bildern festgehalten werden.. Da ich wusste, dass die Bilder sowieso alle auf der Facebookseite unseres Rotary-Districts landen würden, habe ich mir gar nicht erst die Mühe gemacht, meine Kamera auch noch ständig mitzuschleppen. Stattdessen nehme ich jetzt einfach die Bilder, die auf der Facebookseite sind:


Ich als ich am Ende des Camps die Auszeichnung eines "Leaders" und ein typisches kitschiges Geschenk bekomme (--> Photo Proof! Typisch Taiwan)

Die ganzen zwei Tage mussten wir in Militärkleidung herumlaufen..



Exchange Students!

Alle Inbounds und einige Rotarier
(Und ja, die mit der orangen Flagge bin ich..)

Alle Teilnehmer des Camps


Da ich ziemlich lange Chinese New Year Ferien geniessen konnte, hatte ich  Zeit, auch selbst viel zu unternehmen und das habe ich ausgenutzt. Mitte letzte Woche ging ich deshalb mit meinen Classmates nach Tainan in den Süden Taiwans. Ich fand es richtig nett, dass sie auch an mich dachten und fragten, ob ich mit ihnen mitkommen wolle. Deshalb und weil ich an diesem Tag noch nichts geplant hatte, sagte ich zu. Aber da es mit dem Zug von Taichung aus ziemlich lange geht, bis man in Tainan ist (3 Stunden), fuhr unser Zug schon um 06:30 Uhr morgens. So früh gab es aber noch keinen Bus von Nantou nach Taichung, weshalb ich nach langem Überlegen schliesslich scheu meinen Gastvater fragte, ob er uns fahren könnte. Wegen uns musste er an einem für ihn normalen Arbeitstag um 05:00 Uhr anstatt um 07:00 Uhr aufstehen, aber er hat sich überhaupt nicht darüber beschwert. Im Gegenteil: Er hat es sogar gern gemacht und das rechne ich ihm hoch an. Mein Gastvater ist echt total nett und mit ihm habe ich auch ab und zu gute Konversationen, er hört zu und es ist eigentlich meistens lustig.


Am Anfang des Tages war es - wie immer - schwer, mit meinen Classmates ins Gespräch zu kommen, denn sie sind echt alle unglaublich scheu. Als ich es geschafft habe, die Waffel, auf der meine Eiscreme war, zu zerdrücken (es war so dünn und zerbrechlich! Ehrlich!) und so das ganze Eis hinunterfiel, war dann das Eis wortwörtlich gebrochen. Aber ich kann ja nicht jedes Mal meine Eiscreme fallen lassen, wenn ich etwas mit meinen Klassenkameraden unternehme.. Wie auch immer, von da an hatten wir es eigentlich recht lustig. Aber ich habe mich nie richtig zugehörig gefühlt, wie das mit meinen Klassenkameraden in Taiwan praktisch nie der Fall ist, weil man immer nur so oberflächliche und nicht tiefgründigere Gespräche führt (was sie auch untereinander nicht machen). Denn egal wie lange man in Taiwan wohnt: Man wird immer "Waiguoren" (=Ausländer) bleiben. 

Eine andere Austauschschülerin, Briana aus den USA meinte einmal: "You have to make Taiwan work for you." Und da hat sie sicher nicht Unrecht. Denn hier gilt: Einmal Ausländer, immer Ausländer. Das ist jetzt nun einmal so, auch wenn die Taiwanesen es sicher nicht böse meinen und auch keine Rassisten sind. Damit kann ich mittlerweile leben. Man muss einfach. Und man kann es sich so einrichten, dass es eben geht.


That's reality. That's Taiwan.

Tempel in Tainan

Markt in Tainan

Traditioneller kleiner Stand





Typisch: Die alten Leute sind immer mit klapprigen Fahrrädern und ganz viel Abfall auf dem Gepäckträger unterwegs

Yummi! :D

Ein Schnappschuss

Fort Zeelandia Museum

Taiwanesen und Museen. Das ist ja so eine Sache. Wie ihr wahrscheinlich bereits aus vielen meiner Posts herauslesen konntet und es sowieso ein sehr verbreiteter Stereotyp von Asiaten ist, machen Taiwanesen immer, überall und von allem Bilder. Meiner bisherigen Erfahrung nach sind oft nicht wirklich interessiert am Ort selbst und was denn genau die Geschichte dahinter ist. Hauptsache ist, man macht ein Bild als Beweis, dass man dort war. Und Bilder (Let us take a selfie!) haben meine Klassenkameraden an diesem Tag wirklich Unmengen gemacht.. Als wir dann ins Museum traten, in dem es um die Kolonialisierung Taiwans durch die Holländer ging, waren meine Mitschülerinnen sowieso schon nicht wirklich interessiert. Und wenn man dann nicht einmal Fotos von den Tafeln machen kann (als ob das jemals noch Jemand lesen würde), ist der Spass sowieso vorbei. Im Gegensatz zu ihnen war ich aber sehr interessiert, die Tafeln zu lesen, zumal es nicht einmal so viele waren und das Museum sehr klein und überschaubar war. Allerdings hatten meine taiwanesischen Freunde nicht wirklich so viel Geduld und schlussendlich zerrten sie mich fast aus dem Museum (obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben hatte, schnell zu lesen). Fünf Minuten nachdem wir eingetreten waren, waren wir dann auch schon wieder draussen..







Tainan


Das normale Taiwan in den Seitenstrassen






Tainan ist anscheinend irgendwie bekannt für Salz. Denn schon das letzte Mal als ich mit Alex dort war, nahmen uns meine Gastcousine und all ihre Freunde zu einem grossen Salzberg, auf den man steigen kann. Am Tag mit meinen Klassenkameraden besuchten wir dann einen kleinen Ort ziemlich ausserhalb des Stadtzentrums, wo sie Salz verkauften. Es gab Salz in allen verschiedenen Farben und die Marketingstrategie war ziemlich einfach und durchschaubar: Jeder Farbe war ein Tag und Monat zugeordnet. Demnach konnte man sein "Geburtstagssalz" heraussuchen und kaufen. Oder - wie meine Klassenkameraden - einfach nur fotografieren. Das Andere, was man kaufen konnte, waren Holztafeln, auf die man beispielsweise einen Wunsch schreiben konnte und danach hinaus an einen der alten Bäume hängte. 






Mein "Geburtstagssalz" - 九月九日 - 9. September


Meine Klassenkameraden dachten, der Ort, wo Salz verkauft wird, sei recht weit weg, wodurch sie sich überlegten, dass wir ja auch Fahrräder mieten konnten. Das machten wir dann auch und das war eine richtig gute Idee. Nachdem meine Klassenkameraden ihr "Geburtstagssalz" gekauft hatten und ich ihnen erklärt hatte, warum ich das nicht brauche, fuhren wir mit unseren Fahrrädern noch etwas mehr ins Stadtzentrum und am Fluss entlang, was richtig schön war. 







Meine sechs Klassenkameradinnen, mit denen ich an diesem Tag nach Tainan ging








Bevor ich nach Taiwan kam, dachte ich, dass die Erde hier unzählige Male von kleineren und grösseren Beben erschüttet werden würde. Aber bis zum Valentinstag, dem 14. Februar, hatte ich noch kein einziges erlebt. Aber an jenem Tag um 04:00 Uhr morgens wachte ich plötzlich auf, weil es mich hin- und herschüttelte. Das ganze Haus wackelte und mein Bett und somit auch ich wackelten mit. Allerdings war ich noch ein bisschen im Halbschlaf und sah das ganze eher wie ein Traum an, weshalb ich mich am nächsten Morgen bei meinem Gastvater versicherte, dass ich das nicht geträumt und tatsächlich mein erstes Erdbeben in Taiwan hinter mir hatte. Als ich es auf Google eingab, fand ich heraus, dass das Beben anscheinend eine Magnitude von 6,8 hatte. Daher war es beim Erdbebenherd im Südosten Taiwans doch schon ein ziemlich heftiges Beben aber da, wo ich wohne (in der Mitte, westlich) war es wirklich nicht mehr schlimm und es fielen auch keine Sachen vom Tisch. Ausserdem redete am nächsten Tag auch niemand darüber, weil es viele einfach überschlafen hatten. Aber als ich dann den Blog von Marlene las und sie zum Zeitpunkt des Bebens im Süden war, wurde mir bewusst, dass es doch recht stark gewesen sein musste (HIER ist der Post auf ihrem Blog). 


Einige Stunden später stand ich dann auf und machte mich bereit für einen Tag mit Ivett und Paula, zwei anderen Austauschschülerinnen. Die beiden waren noch nie in Changhua und Lugang gewesen und wollten gerne gehen. Da ich noch nichts vorhatte, ging ich auch mit, obwohl ich schon ungefähr drei Mal dort gewesen war und war ein bisschen Tour-Guide (das erste Mal an meinem zweiten Tag in Taiwan; HIER der Post mit den vielen schönen Bildern). Es reichte leider nicht, alles anzuschauen, was wir wollten, aber wir haben doch viel gesehen und vor allem ganz viel Spass gehabt. :)

Paula aus Deutschland und Ivett aus Mexiko

Irgendwo in einer Gasse in Lugang






Paula




Dieser Mann macht bei einem Kunstprojekt mit, welches gerade am laufen ist und malt das ganze Haus mit solchen Motiven an. Andere Künstler malen andere Häuser an und somit entsteht ein Kunstdorf. Wir sind mit dem Mann ins Gespräch gekommen und es war wieder einmal eine dieser Begegnungen, die ich einfach liebe in fremden Ländern! :D

Das Haus von vorne

Paula

Paula again ;)

Paula, ich, Ivett und der Künstler

Moi

Es war richtig gemütlich



Ivett


In der alten Strasse von Lugang - Die Katze in den zu verkaufenden Waren des Standes ist wirklich echt


Frischer Kaffee

Auch das ist Taiwan

Paula

Ich 

Ivett

Ivett in dem engen Strässchen mit Steinmauern,
welche die Häuser vor Feuer schützen sollte



Wir sind dann einfach noch ein bisschen in den Strassen Lugangs herumgeschlendert


Vor einem Laden, in dem sie traditionelle Lampions verkaufen, die man besonders während der Zeit des Chinesischen Neujahrs überall sieht


Paula, ich und Ivett vor dem Matsu Tempel

Matsu Tempel in Lugang



Paula beim Segnen ihres Schlüsselanhängers




Am nächsten Tag kam ich nach einem Tag in Taichung wegen der Rotary Tanzprobe nach Hause. Ich wollte einmal wieder mit meinen Eltern skypen und mir war schon seit Längerem die Idee vorgeschwebt, dass ich doch auch einmal mit meinen Gasteltern und Eltern zusammen skypen könnte. Und da meine schweizer Eltern weder Chinesisch, noch meine Gasteltern Englisch oder Deutsch können, musste ich dann alles übersetzen. Aber es war echt eine richtig lustige Erfahrung und ich glaube uns allen hat es Spass gemacht. Mich hat es richtig gefreut, zu merken, dass ich den ganzen Gesprächsstoff der halben Stunde ohne Probleme hatte übersetzen können


Heute vor einer Woche, ein Tag vor Chinese New Year, ging ich mit meinem Gastbruder, zwei seiner besten Freundinnen und Ben, einem Holländer, der mit einer der Freundinnen zusammen studiert und hier gerade ein Auslandssemester verbringt, zum Sun Moon Lake. Dort nahmen wir das Boot über den See und es war richtig schön. Zu schade, dass man dort im Sommer nicht schwimmen darf. Aber es ist eine Sicherheitsmassnahme, weil die meisten Taiwanesen nicht schwimmen können. Irgendwie schon extrem, nicht? Ich meine, Taiwan ist eine Insel der Grösse der Schweiz, auf allen vier Seiten von Meer umgeben, und die Leute können nicht schwimmen?




Tempel auf einer Anhöhe



Ich liebe spätes Nachmittagslicht


v.l.: Ben, Cheng-Ying, ich, Yi-Fei und Tzu-Yen





Am Abend trafen wir Marlene in Nantou, die dann mit uns zum Abendessen mit Cheng-Ying's Vater kam. Natürlich hatten wir uns wieder unglaublich viel zu erzählen und konnten fast nicht damit aufhören. ^^ Eigentlich hatten wir ja geplant, dass Marlene, deren Gastfamilie Verwandte in der Nähe von Nantou hat und deshalb ein paar Tage dort verbrachte, eine Nacht bei mir übernachtete. Aber es ging nicht, weil Marlene's Rotary District so streng ist und sie nicht ausserhalb übernachten darf (Ich gehe in Zukunft dann einfach ein bisschen mehr zu ihr nach Taipei ;)). Deshalb kam sie einfach am Abend noch zu mir bis ihr Gastvater sie um 21:30 Uhr abholte. Bis dahin hatten wir aber unseren Spass und gaben in meinem Zimmer einige Lieder zum besten, was meine Gasteltern im Wohnzimmer gleich vor meiner Zimmertür durch die dünnen Wände garantiert alles hörten. Aber das war uns in dem Moment einfach total egal, denn wir waren glücklich (In Marlene's neuestem Blogpost steht alles über diesen Moment noch ausführlicher und lustiger beschrieben; Es lohnt sich also, auch ihren Blog zu lesen!). Glücklich, uns zu sehen, miteinander zu reden und endlich wieder einmal zu singen. Denn mir war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ich das Musik machen hier in Taiwan vermisse. Gut, es hätte auch schlimmer sein können. In meiner ersten Gastfamilie gibt es wenigstens ein Klavier, welches ich mehr oder weniger regelmässig aufsuche. Aber alles andere kommt leider zu kurz. Naja, das ist auch etwas, worauf ich mich dann in der Schweiz wieder freue. :) 



So, das war es von mir von diesem Blogpost! Ich glaube, im Ganzen bin ich ungefähr 10 Stunden daran gesessen, also bitte geniesst ihn in vollen Zügen. ;) 

Im nächsten geht es dann über das "Chinese New Year"! 



Alles Liebe, 

Danielle




1 Kommentar :

Unknown hat gesagt…

Dachte ich warte bis der zweite Teil raukam:
Boah, waren das wieder monsterbeiträge :)

Glaub mir auch zum Lesen hat man da eine Weile, hatte beides Mal je 15 Minuten.

Ich dachte irgendwo mal gelesen zu haben, dass du meinst dass es dir zusehend schwer fällt auf Deutsch zu schreiben und es sein kann dass man dies in den Beiträgen dann merkt. Ich kann dir nur sagen, dass dein Niveau noch um ein vielfaches höher ist als es bei einige anderen ATS ist. Da les ich manchmal wirklich ganz schlimme Dinge.

Schön dass du weiterhin so viel Zeit investieren kann und willst. Mehr fällt mir für den Moment auch wieder nicht ein, vielleicht später wieder mal :)